20. Teil
Bergen und Hardanger – Überraschungen
Einer von über 30 Tunnels zwischen Flam und Bergen |
So
fahren wir einmal quer durch Bergen. Auch hier haben sich die Strassenbauer –
oder sollte man sie eher Tunnelbauer nennen? – wieder viele Tunnels unter der
halben Stadt, unter dem Meer und unter den Hügeln ausgedacht. Die Finanzierung von Tunnels und Brücken wird mittels einer Mautgebühren gesichert. Der Staat schiesst wohl das Geld vor, so kann relativ
rasch gebaut werden. Nach Fertigstellung wird dann eine
temporäre Mautstelle eingerichtet und diese steht so lange, bis der betreffende
Strassenabschnitt durch die Benutzer wieder abbezahlt ist. Danach ist die
Durchfahrt für alle frei. Das scheint doch ein sinnvolles System zu sein.
So fahren wir also durch viele
Tunnels und über Brücken auf die vorgelagerten Inseln. Den Campingplatz finden wir und er ist wunderschön gelegen, aber leider eher für Zelte konzipiert. Mit unserem Gespann wird es relativ schwierig, da die einzige grössere Fläche, die wir finden können, eine vom Regen der letzten Tage durchtränkte Wiese ist. Camping im Matsch ist nicht unser Traum, darum fahren wir wieder zurück auf Platz Nummer 2. Und das wieder quer durch Bergen, diesmal aber noch mit einer Zusatzschlaufe, da wir eine Ausfahrt verpasst haben.
So hätte unsere Aussicht aussehen können - leider nur für Zelte geeignet |
hält das oder hält das nicht??? |
Sie hält und wir setzen unseren Spaziergang fort. Aus der Ferne hören wir plötzlich die heisseren Warnpfiffe eines Zuges. Wir sehen uns um und erkennen in den Wäldern weisse Dampfschwaden, die sich fortbewegen. Tatsächlich rattert kurze Zeit später eine alte Dampflokomotive mit drei alten Bahnwaggons vorbei. Neben einem Speisewagen hat es sogar einen Wagen dritter Klasse!
Frischer Fisch rundum |
Fassaden der Bryggen am Hafen von Bergen |
Plötzlich erkennen wir, dass pro zwei Häuser jeweils ein Durchgang ist. Dieser ist sehr schmal und dunkel, aber nachdem wir uns ans Dämmerlicht gewöhnt haben, erkennen wir, dass sich hier eine ganze Gasse auftut. Hier sind die eigentlichen Lagerhäuser, die Brygge.
Uns präsentiert sich ein verschachteltes Gewirr aus Treppen, Türen, Eingängen, Balkonen und Luken in den verschiedensten Farben.
Die Bryggen sind bis zu 140 Meter lang und mehrere Stockwerke hoch. Mittels Flaschenzügen konnte die Ware auch in die oberen Lager gebracht werden.
Wir verweilen lange zwischen den Häusern und staunen, da alles aus Holz gefertigt ist.
kurze Gasse - kleines Haus |
zwischendurch mal Pause muss sein... |
ganz knapp passen wir da durch... |
Es regnet die ganze Nacht und so sind wir am Morgen nicht so in Eile. Wir räumen zusammen und machen uns dann auf Richtung Oslo. Dazu nehmen wir die E7, welche uns via Hardangerfjord, Hardanger Vidda und Hallingdal nach Oslo bringen soll.
Steindalsfossen von vorn... |
Auch aus Bergen hinaus hat es wieder viele Tunnels und wir machen einen ersten Halt am Steindalsfossen. Dies ist ein Wasserfall, unter dem ein Weg durchführt. Enayo will nicht so begreifen, dass er hier nicht ins Wasser kann und findet das Ganze nur halb so lustig wie wir.
... und von hinten |
Kurze Zeit später erreichen wir das Hardangerfjord, welches hier sehr breit ist, fast einem See gleicht.
Hardangerfjord |
Dieses Fjord ist lieblicher als die nördlicheren, da es nicht von steilen Bergen sondern eher von Hügeln begrenzt wird. Es gibt hier viel Wald, aber auch Obstplantagen und Lachszuchten.
Viel Platz bleibt nicht, hoffentlich kommt uns kein Lastwagen entgegen! |
Die Strasse ist kurvenreich und erstaunlich eng. Doch richtig eng wird es dann im Granvinfjorden, einem sehr schmalen Seitenarm. Rechts und links der Strasse geht es nun plötzlich wieder ziemlich steil rauf, beziehungsweise runter. Auf der Strasse hat nicht viel mehr als unser Gespann Platz und wir sind froh, dass es nicht allzu viel Gegenverkehr hat. Um diesem auszuweichen hat es immer wieder Ausfahrbuchten, da heisst es wieder möglichst weit vorausschauen und frühzeitig halten.
Doch dann geht es in den Tunnel, der uns quer durch den Berg zu einem anderen Seitenarm bringen soll. Dieser Tunnel ist wieder neueren Datums und wir fahren gemütlich durch, als vor uns das bekannte blaue Licht erscheint. Haben sie hier auch wieder eine „Erholungshalle“ gebaut? Nein, viel besser, mitten im Berg hat es einen Kreisel!
Kreisel mitten im Berg... |
...raus aus dem Tunnel direkt auf die Brücke |
Und nach der Brücke geht es gleich wieder in einen Tunnel. Auch hier wieder ein Kreisel mitten im Berg und schliesslich sind wir wieder auf einer normalen Strasse. Nach dieser eindrückliche Serie kühner Bauwerke müssen wir erst mal anhalten und uns sammeln.
Ingenieursarbeit vom Feinsten - Brücke über den Eidfjord, Zu- und Wegfahrt sind im Tunnel |
bunt gestrickte Stammwärmer für die Bäume in Eidfjord |
Zum
letzten Mal verbringen wir eine Nacht an einem Fjord, geniessen die Sonne, die
endlich wieder vom wolkenlosen Himmel lacht und nicht nur zwischen den Wolken
durch blinzelt und gehen zur Feier des
Tages auswärts essen.
Am
nächsten Tag verlassen wir definitiv die Fjordregion und gelangen über eine
kurvenreiche Strasse mit Kehrtunnels und Haarnadelkurven rasch in höher
gelegene Regionen. Die alte Säumerstrasse ist an vielen Orten noch sichtbar und
wir sind froh, dass wir nicht diese fahren müssen, das wäre dann doch eine (zu) grosse Herausforderung.
Einen ersten Halt machen wir beim Voringsfossen. Hier
ergiessen sich von zwei Seiten Wasserfälle in einen tiefen Canyon mit praktisch
senkrecht abfallenden Felswänden. Ziemlich spektakulär aber teilweise auch
gefährlich, da der Abgrund nur stellenweise durch Geländer gesichert ist.
von beiden Seiten stürzt Wasser in den Canyon |
praktisch senkrechte Felswände |
Weiter
geht es durch ein Ski-Eldorado. In diesem Skigebiet sehen wir drei (3!) Lifte,
zwei davon sind sogar Sessellifte. Wir amüsieren uns köstlich, doch das Ganze
scheint gut und rege besucht: riesige Parkplätze, viele Ferienhäuser und Hotels
sind zu sehen.
Kurz
nach dem Dorf dann eine eher böse Überraschung: eine riesige Mauer aus Steinen
reicht von einem Hügelzug zum anderen. Ein gewaltiger Staudamm oder eine Schutzmauer? Sie scheint direkt
hinter dem Dorf zu liegen. Wir fahren das kurze Stück hoch und sind baff: ein
mächtiger Riegel und dahinter ein riesiger Stausee.
Hardanger Vidda, die grösste Hochebene Europas - schier endlose Weiten |
Blick auf den Hardanger Gletscher |
Nach ein paar weiteren Höhenmetern haben wir die Hardanger Vidda, oder zumindest deren nördliches Ende erreicht. Die Zivilisation bleibt hinter uns und die gewaltige Hochebene mit Hügeln, Seen, endloser Weite und Schlichtheit liegt vor uns.
eine Fahrt für Geniesser |
Wir geniessen die Fahrt und halten immer mal an um Fotos zu machen, kurze Abstecher zu kleinen Seen zu gehen und einfach die Landschaft auf uns wirken zu lassen.
Nach gut 40 Kilometern verlieren wir langsam wieder an Höhe und wir erreichen bewohntere Gebiete. Das Dorf Geilo ist ein richtiger Tourismusort, ähnlich den Wintersportgebieten bei uns in den Alpen. Diveres Hotels, Ferienwohnungen, Boutiquen, Kaffees, Skipisten (mehr als drei) usw. lassen ahnen, was hier im Winter los ist. Doch auch im Sommer ist es Ausgangspunkt für Wanderungen in der Vidda und für alle erdenklichen -ing-Aktivitäten, die man im Freien machen kann.
Aussicht beim Abwaschen |
total relaxed |
Wir geniessen es in vollen Zügen und hängen noch eine Extranacht an, denn von den Stadtcamping-Plätzen in Oslo haben wir nicht viel Gutes gehört und gelesen.
Ausgeruht
machen wir uns dann auf das letzte Wegstück nach Oslo durch das Hallingdal.
Immer wieder fahren wir durch einsame Waldstücke, doch es besteht kein Zweifel,
wir nähern uns langsam aber sicher Oslo. Der Verkehr nimmt zu, ebenso die
Strassenschilder. Wir müssen quer durch die Stadt zum ausgewählten
Campingplatz. Auch hier wurden viele der Strassen in den Untergrund verlegt und
so hat das Navi seine liebe Mühe. Wegen diverser Baustellen müssen wir auch
andauernd ausweichen und durch Quartierstrassen fahren aber zuguterletzt
erreichen wir den Campingplatz Ekeberg.
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