Mittwoch, 3. September 2014

21. Teil
Oslo – Sightseeing mit Freundinnen



Aussicht auf den Oslofjord vom Ekeberg-Park
Auf dem Campingplatz in Oslo geraten wir mitten in einen Clan von Fahrenden. Zuerst realisieren wir dies gar nicht, sehen nur hier und da mehrere Männer resp. Frauen zusammen sitzen oder stehen und sich in für Skandinavien ungewohnt lauter Stimme unterhalten. Zudem fällt uns auf, dass es sehr viele Mercedes hat, die hier immer wieder umherfahren oder bei den grossen Wohnwagen stehen. 
Der ältere Mann neben uns scheint so was wie das Oberhaupt zu sein. Und heute ist grosse Besammlung der Männer angesagt. Sie sitzen und debattieren, rufen zwischendurch einen der jüngeren Männer zu sich oder schicken diese wieder weg. Unterdessen sind die Frauen damit beschäftigt, die Wohnwagen einem Grossputz zu unterziehen. Innen und aussen wird alles auf Hochglanz gebracht, ebenso putzen sich die Familienmitglieder sauber heraus und ziehen schöne Kleider an. Sind sie auf eine Hochzeit eingeladen? Nein, bald merken wir, dass hier eher Aufbruchstimmung ist und mehrere Gespanne im Laufe des Tages wohl den Platz verlassen. Ein verwirrend komisches, und vor allem für uns sehr ungewohntes Schauspiel geht hier vor unserer Nase über die Bühne.
Ekeberg-Park
Die Männer krümmen keinen Finger, ausser dass sie den Wohnwagen am Auto ankuppeln und Auto fahren. Der ganze Rest wird durch die Frauen und Kinder erledigt. Irgendwann ist das Gespann an sich abfahrbereit, aber der Mann sitzt noch in gemütlicher Runde mit den anderen Männern. Die Frauen und Kinder ziehen sich respektvoll zurück und tratschen oder spielen auch noch irgendwo. Irgendwann entscheidet der Mann nun, dass es Zeit ist loszufahren, steht abrupt auf, steigt in das Auto, hupt einmal, damit der Rest der Familie kommt, hupt nochmals, diesmal länger und fordernder, damit auch die Kinder sich von ihren Spielkameraden lösen und einsteigen, und dann wird abgefahren. Damit auch alle wissen, dass sie jetzt abfahren wird noch dreimal gehupt, ganz so, wie es die Schiffe beim Auslaufen auch tun. Kein Winken, keine Abschiedszeremonien, oder zumindest nichts, was wir als solche erkennen können. 

Eine der verwirrenden Begegnungen
auf dem Campingplatz
So sind die Sitten und Gebräuche verschieden und wir merken, wie wenig wir über Fahrende wissen. Man hört in den Medien oft nur das Schlechte und leider bedienen auch die Fahrenden in Oslo so manches Klischee, was wir einfach nicht verstehen: sie fahren mit dem Auto die 200 Meter zu den Sanitäranlagen (ok, sie sind ja Fahrende und nicht Gehende); wenn sie den Platz verlassen, hinterlassen sie eine Menge Abfall, die dann der Platzwart zusammennehmen muss. 

Aber sie scheinen in ihrer Welt zufrieden und irgendwie auch stimmig. Alles in allem eine eher verwirrende Begegnung mit einer für uns total fremden Welt.


Freude herrscht!!!
Oslo selber ist ein Highlight auf unserer Reise, weil uns Sonja, Götzi, Monika und Kathy besuchen kommen. Wir freuen uns mega auf die vier Ladies.

Sonja und Götzi holen wir am Donnerstagabend am Flughafen ab. Auf der Fahrt dorthin merken wir, dass wir das erste Mal seit Pfingsten im Dunkeln Auto fahren. Die Wiedersehensfreude ist gross und wir trinken in der Hotelbar auch gleich ein Bier zusammen. Da die norwegische Polizei in Sachen Alkohol gar keinen Spass versteht, und wir noch zurück zum Campingplatz fahren müssen, halten wir uns an die alkoholfreie Variante, was aber leider nicht so gut schmeckt.


Stereo-Selfie

Den nächsten Tag verbringen wir gemeinsam und in gewohnter Manier: wenn wir vier zusammen unterwegs sind, schauen wir uns um, besuchen dies und das und irgendwann landen wir in einem Café oder einem Restaurant und trinken und essen was. Und später ist dann natürlich Apéro angesagt. 


Da wir bis zum frühen Abend schon mehr als ein Bierchen intus haben, können wir den Überraschungs-Shuttle zum Flughafen heute leider nicht machen. Kathy und Monika fahren darum wie geplant mit dem Expresszug mitten in die Osloer City und wir treffen sie in der Hotelhalle. Auch heute ist die Wiedersehensfreude gross und sogleich geht es lustig zu und her.
Im Hardrock Cafe geniessen wir Sparerips und Burger. Es gibt viel zu erzählen, zu lachen und zu staunen. Es ist einfach herrlich mit lieben Freunden die Zeit zu verbringen.





Natürlich lassen wir uns die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt nicht entgehen.
hoher Besuch vor dem königlichen Schloss
Beim Schloss halten wir die Wachmannschaften auf Trab, da wir unerlaubterweise zu nahe ans Schloss treten und Götzi und Ursi sich sogar in ein Wachhäuschen wagen. Da ist der Wachmann aber schnell zur Stelle, schwingt die komischen Fransen an seinem Hut zur Seite und weist uns höflich aber unmissverständlich darauf hin, dass wir hier nichts verloren haben.























Am Hafen geniessen wir eine Drink und die Sonne in einer schönen Lounge. Dabei werden wir Zeugen von Helikopterdemonstrationen der Osloer Ambulanz und der Seerettung, da sie heute einen offiziellen „Polizeitag“ veranstalten. Da ist dann einige Action angesagt. Eine Truppe seilt sich sogar vom Rathaus ab, in dem alljährlich die Nobelpreise verliehen werden. 








Die Oper (weiss) und daneben das neue Geschäftsviertel
Die Fjordrundfahrt mit dem Schiff erschliesst uns einen anderen Blickwinkel auf den Hafen und die Stadt sowie die vielen vorgelagerten Inseln. Wahrzeichen wie die Oper und das neue moderne Geschäftsviertel, die Festung und überhaupt die ganze Stadt sehen vom Wasser aus anders aus, als wenn man mittendrin ist. 
Die Inseln wiederum sind kleine Heile-Welt-Orte. Hier scheint ein wenig die Zeit stehen geblieben zu sein, trotz, oder gerade wegen der Nähe zur Grossstadt.

Wenige Bootsminuten von Oslo entfernt scheint schon das Paradies zu sein



Den ersten Apéro nehmen wir auf der Festung in einem lauschigen Sommerrestaurant ein. Obwohl das Wetter nicht so richtig mitmacht ist es dank den Heizstrahlern kuschelig warm. Der Wein schmeckt und die Apérohäppchen machen uns alle glücklich.



Die Schanze, ein Wahrzeichen von Oslo

viel Mut braucht, wer hier losfährt
Ein Auflug zum Holmenkollen darf natürlich nicht fehlen. Die Sprungschanzenanlage ist eindrücklich und thront als Wahrzeichen über der Stadt. Die Schanze selber scheint über der Anlage zu schweben, rechts und links des Landehügels erheben sich steilwandähnliche Tribünen, welche sich zur Landung hin öffnen und in einem weiten Rund enden. Der Auslauf nach der Landung geht dann wieder ähnlich steil nach oben, damit die Sportler gebremst werden. Die steilen Treppen entlang des Landehügels gehen in die Knochen und lassen uns ganz schön ausser Atem kommen. Beim Blick nach oben und nach unten wird einem ganz schwindlig. Im Fernsehen sieht das nie so steil aus und wir sind uns nicht sicher, ob wir hier überhaupt mit Ski oder Snowboard runterfahren würden.


Der Aufstieg zur Schanze ist einfacher, ein Lift bringt uns nach oben. Hier kann man sich so hinstellen, dass man fast die gleiche Perspektive hat, wie ein Skispinger vor dem Start. Sie stürzen sich auf zwei Latten die Schanze runter, fliegen ins Nichts und landen dann irgendwo im steilen Landehügels, um dann gleich wieder auf der anderen Seite die Rampe hoch zu fahren, damit sie überhaupt anhalten können. Die Vorstellung, dass sich das jemand freiwillig antut, lässt uns erschauern und wir haben noch mehr Respekt vor deren Leistung. 

Aussicht auf Oslo und den Oslofjord
Ganz oben gibt es eine grosszügige Dachterrasse, von der wir auf Oslo aber auch in alle andern Richtungen blicken können. Oslo ist von oben sehr grün und an den verschiedenen Häfen leuchten die weissen Schiffe und Boote. 
Um die Innenstadt zieht sich der für alle Städte der Welt obligate Gürtel von Wohnsiedlungen, gefolgt von Industrie und Einkaufszentren. Doch die einzelnen Quartiere gruppieren sich um grosszügige Parkanlagen und nicht weit entfernt beginnt schon das Umland mit grossflächigen Wäldern auf der einen und dem Fjord mit seinen vielen Inseln auf der anderen Seite.





Einen anderen Apéro nehmen wir in der Ice-Bar. Diese Bar ist komplett aus Eis und wir erhalten Handschuhe und einen dicken Parka. Um den sind wir trotz Gelächter beim Anziehen bald froh, denn in der Bar ist es wirklich kalt. 








Die Wände, die Bar und diverse Kunstwerke sind aus Eisklötzen gehauen, kombiniert mit buntem Licht und guter Musik ist das ein fantastischer Anblick. 








Die Drinks werden in Eisbechern serviert und wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit den Lippen oder der Zunge festkleben.











der grosse Brunnen
Besonders eindrücklich ist auch der Vigeland-Park, der nach den Plänen des Bildhauers Vigeland erstellt wurde. Dieser ist an sich eine grosse Werkschau des Künstlers und zeigt Dutzende von Skulpturen in Stein und Bronze. Sein Thema waren Menschen in allen Lebensphasen und -situationen.

Phantastisch ist die grosse Brunnenschale, die von mehreren starken Männern geschultert wird. Das Wasser fliesst über den Rand der Schale in einen grossen Brunnen. Dieser ist umrahmt von vielen kleineren Figuren und Reliefbildern.


die monumentale Menschensäule
Am bekanntesten ist wohl die Säule mit den über 120 ineinander verwobener Menschenkörpern, die aus einem einzigen grossen Steinblock gehauen wurde. Wir sind fasziniert von der detailtreue, erkennen Babies, Kinder, junge aber auch alte Menschen, verschiedene Gefühlsausdrücke und Stimmungen.
Und rundum bilden weitere Menschenpaare oder -gruppen einen natürlichen Aufgang zu der Säule und geben dieser den gebührenden Rahmen.

das lustige Quartett




















Diese und noch viele Eindrücke mehr nehmen wir von Oslo mit. Das Schönste aber ist einfach die Zeit, die wir mit den Ladies verbringen dürfen. Leider geht das Wochenende nur allzu schnell vorbei und am Sonntagnachmittag heisst es schon wieder Abschied nehmen am Flughafen. 

letztes Selfie vor dem Abschied...
Es war total schön, dass ihr vier nach Oslo gekommen seid und wir haben die gemeinsame Zeit mit euch sehr genossen! Freunde wie ihr bereichern unser Leben und zusätzlich habt ihr auch einen Teil unserer Reise mit eurem Dasein bereichert. Vielen Dank für die vielen schönen Stunden mit euch und wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen am Zürichsee!




Um uns etwas abzulenken vom Abschiedswehmut, fährt Ursi uns nochmals hinunter in die Stadt, diesmal zur Oper. 

Diese ist eine architektonische Besonderheit, da man sie begehen kann. Da es schon am eindunkeln ist, zaubern Tausende von Lichtern zusätzliche Mystik um das Gebäude. Wir gehen einmal rundum über das Gebäude und sind fasziniert von den klaren Linien und der Reduzierung auf das Wesentliche.












Am Montag heisst es dann auch für uns "tschüss Oslo und tschüss Norwegen". Wir suchen neue Landschaftsformen und machen uns auf den Weg nach Dänemark.

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