21. Teil
Oslo – Sightseeing mit Freundinnen
Aussicht auf den Oslofjord vom Ekeberg-Park |
Auf
dem Campingplatz in Oslo geraten wir mitten in einen Clan von Fahrenden. Zuerst
realisieren wir dies gar nicht, sehen nur hier und da mehrere Männer resp.
Frauen zusammen sitzen oder stehen und sich in für Skandinavien ungewohnt
lauter Stimme unterhalten. Zudem fällt uns auf, dass es sehr viele Mercedes hat,
die hier immer wieder umherfahren oder bei den grossen Wohnwagen stehen.
Der
ältere Mann neben uns scheint so was wie das Oberhaupt zu sein. Und heute ist
grosse Besammlung der Männer angesagt. Sie sitzen und debattieren, rufen
zwischendurch einen der jüngeren Männer zu sich oder schicken diese wieder weg.
Unterdessen sind die Frauen damit beschäftigt, die Wohnwagen einem Grossputz zu
unterziehen. Innen und aussen wird alles auf Hochglanz gebracht, ebenso putzen
sich die Familienmitglieder sauber heraus und ziehen schöne Kleider an. Sind
sie auf eine Hochzeit eingeladen? Nein, bald merken wir, dass hier eher
Aufbruchstimmung ist und mehrere Gespanne im Laufe des Tages wohl den Platz
verlassen. Ein verwirrend komisches, und vor allem für uns sehr ungewohntes
Schauspiel geht hier vor unserer Nase über die Bühne.
Ekeberg-Park |
Die
Männer krümmen keinen Finger, ausser dass sie den Wohnwagen am Auto ankuppeln und Auto fahren.
Der ganze Rest wird durch die Frauen und Kinder erledigt. Irgendwann ist das
Gespann an sich abfahrbereit, aber der Mann sitzt noch in gemütlicher Runde mit
den anderen Männern. Die Frauen und Kinder ziehen sich respektvoll zurück und tratschen
oder spielen auch noch irgendwo. Irgendwann entscheidet der Mann nun, dass es
Zeit ist loszufahren, steht abrupt auf, steigt in das Auto, hupt einmal, damit
der Rest der Familie kommt, hupt nochmals, diesmal länger und fordernder, damit
auch die Kinder sich von ihren Spielkameraden lösen und einsteigen, und dann
wird abgefahren. Damit auch alle wissen, dass sie jetzt abfahren wird noch
dreimal gehupt, ganz so, wie es die Schiffe beim Auslaufen auch tun. Kein
Winken, keine Abschiedszeremonien, oder zumindest nichts, was wir als solche
erkennen können.
Eine der verwirrenden Begegnungen auf dem Campingplatz |
So sind die Sitten und Gebräuche verschieden und wir merken,
wie wenig wir über Fahrende wissen. Man hört in den Medien oft nur das
Schlechte und leider bedienen auch die Fahrenden in Oslo so manches Klischee,
was wir einfach nicht verstehen: sie fahren mit dem Auto die 200 Meter zu den
Sanitäranlagen (ok, sie sind ja Fahrende und nicht Gehende); wenn sie den Platz
verlassen, hinterlassen sie eine Menge Abfall, die dann der Platzwart
zusammennehmen muss.
Aber sie scheinen in ihrer Welt zufrieden und irgendwie
auch stimmig. Alles in allem eine eher verwirrende Begegnung mit einer für uns
total fremden Welt.
Freude herrscht!!! |
Oslo
selber ist ein Highlight auf unserer Reise, weil uns Sonja, Götzi, Monika und
Kathy besuchen kommen. Wir freuen uns mega auf die vier Ladies.
Sonja
und Götzi holen wir am Donnerstagabend am Flughafen ab. Auf der Fahrt dorthin
merken wir, dass wir das erste Mal seit Pfingsten im Dunkeln Auto fahren. Die
Wiedersehensfreude ist gross und wir trinken in der Hotelbar auch gleich ein
Bier zusammen. Da die norwegische Polizei in Sachen Alkohol gar keinen Spass
versteht, und wir noch zurück zum Campingplatz fahren müssen, halten wir uns an
die alkoholfreie Variante, was aber leider nicht so gut schmeckt.
Stereo-Selfie |
Den
nächsten Tag verbringen wir gemeinsam und in gewohnter Manier: wenn wir vier
zusammen unterwegs sind, schauen wir uns um, besuchen dies und das und
irgendwann landen wir in einem Café oder einem Restaurant und trinken und essen
was. Und später ist dann natürlich Apéro angesagt.
Da wir bis zum frühen
Abend schon mehr als ein Bierchen intus haben, können wir den
Überraschungs-Shuttle zum Flughafen heute leider nicht machen. Kathy und Monika
fahren darum wie geplant mit dem Expresszug mitten in die Osloer City und wir
treffen sie in der Hotelhalle. Auch heute ist die Wiedersehensfreude gross und
sogleich geht es lustig zu und her.
Im
Hardrock Cafe geniessen wir Sparerips und Burger. Es gibt viel zu erzählen, zu
lachen und zu staunen. Es ist einfach herrlich mit lieben Freunden die Zeit zu
verbringen.
Natürlich
lassen wir uns die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt nicht entgehen.
hoher Besuch vor dem königlichen Schloss |
Beim
Schloss halten wir die Wachmannschaften auf Trab, da wir unerlaubterweise zu
nahe ans Schloss treten und Götzi und Ursi sich sogar in ein Wachhäuschen wagen. Da ist
der Wachmann aber schnell zur Stelle, schwingt die komischen Fransen an seinem
Hut zur Seite und weist uns höflich aber unmissverständlich darauf hin, dass
wir hier nichts verloren haben.
Am
Hafen geniessen wir eine Drink und die Sonne in einer schönen Lounge. Dabei
werden wir Zeugen von Helikopterdemonstrationen der Osloer Ambulanz und der
Seerettung, da sie heute einen offiziellen „Polizeitag“ veranstalten. Da ist
dann einige Action angesagt. Eine Truppe seilt sich sogar vom Rathaus ab, in dem alljährlich die Nobelpreise verliehen werden.
Die Oper (weiss) und daneben das neue Geschäftsviertel |
Die
Fjordrundfahrt mit dem Schiff erschliesst uns einen anderen Blickwinkel auf den
Hafen und die Stadt sowie die vielen vorgelagerten Inseln. Wahrzeichen wie die Oper und das neue moderne Geschäftsviertel, die Festung und
überhaupt die ganze Stadt sehen vom Wasser aus anders aus, als wenn man
mittendrin ist.
Die Inseln wiederum sind kleine Heile-Welt-Orte. Hier scheint
ein wenig die Zeit stehen geblieben zu sein, trotz, oder gerade wegen der Nähe
zur Grossstadt.
Wenige Bootsminuten von Oslo entfernt scheint schon das Paradies zu sein |
Den
ersten Apéro nehmen wir auf der Festung in einem lauschigen Sommerrestaurant
ein. Obwohl das Wetter nicht so richtig mitmacht ist es dank den Heizstrahlern
kuschelig warm. Der Wein schmeckt und die Apérohäppchen machen uns alle
glücklich.
Die Schanze, ein Wahrzeichen von Oslo |
viel Mut braucht, wer hier losfährt |
Ein
Auflug zum Holmenkollen darf natürlich nicht fehlen. Die Sprungschanzenanlage
ist eindrücklich und thront als Wahrzeichen über der Stadt. Die Schanze selber
scheint über der Anlage zu schweben, rechts und links des Landehügels erheben
sich steilwandähnliche Tribünen, welche sich zur Landung hin öffnen und in einem
weiten Rund enden. Der Auslauf nach der Landung geht dann wieder ähnlich steil
nach oben, damit die Sportler gebremst werden. Die steilen Treppen entlang des
Landehügels gehen in die Knochen und lassen uns ganz schön ausser Atem kommen.
Beim Blick nach oben und nach unten wird einem ganz schwindlig. Im Fernsehen
sieht das nie so steil aus und wir sind uns nicht sicher, ob wir hier überhaupt
mit Ski oder Snowboard runterfahren würden.
Der
Aufstieg zur Schanze ist einfacher, ein Lift bringt uns nach oben. Hier kann
man sich so hinstellen, dass man fast die gleiche Perspektive hat, wie ein
Skispinger vor dem Start. Sie stürzen sich auf zwei Latten die Schanze runter, fliegen ins Nichts und landen dann irgendwo im steilen Landehügels, um dann gleich wieder auf der anderen Seite die Rampe hoch zu fahren, damit sie überhaupt anhalten können. Die Vorstellung, dass sich das jemand freiwillig antut, lässt uns erschauern und wir haben noch mehr Respekt vor deren Leistung.
Aussicht auf Oslo und den Oslofjord |
Ganz
oben gibt es eine grosszügige Dachterrasse, von der wir auf Oslo aber auch
in alle andern Richtungen blicken können. Oslo ist von oben sehr grün und an den
verschiedenen Häfen leuchten die weissen Schiffe und Boote.
Um die Innenstadt zieht sich der für alle Städte der Welt obligate Gürtel von Wohnsiedlungen,
gefolgt von Industrie und Einkaufszentren. Doch die einzelnen Quartiere gruppieren sich um grosszügige Parkanlagen und nicht weit entfernt beginnt
schon das Umland mit grossflächigen Wäldern auf der einen und dem Fjord mit seinen
vielen Inseln auf der anderen Seite.
Einen
anderen Apéro nehmen wir in der Ice-Bar. Diese Bar ist komplett aus Eis und wir
erhalten Handschuhe und einen dicken Parka. Um den sind wir trotz Gelächter
beim Anziehen bald froh, denn in der Bar ist es wirklich kalt.
Die Wände, die
Bar und diverse Kunstwerke sind aus Eisklötzen gehauen, kombiniert mit buntem
Licht und guter Musik ist das ein fantastischer Anblick.
der grosse Brunnen |
Besonders
eindrücklich ist auch der Vigeland-Park, der nach den Plänen des Bildhauers
Vigeland erstellt wurde. Dieser ist an sich eine grosse Werkschau des Künstlers
und zeigt Dutzende von Skulpturen in Stein und Bronze. Sein Thema waren
Menschen in allen Lebensphasen und -situationen.
Phantastisch ist die grosse Brunnenschale, die von mehreren starken Männern geschultert
wird. Das Wasser fliesst über den Rand der Schale in einen grossen Brunnen.
Dieser ist umrahmt von vielen kleineren Figuren und Reliefbildern.
die monumentale Menschensäule |
Am
bekanntesten ist wohl die Säule mit den über 120 ineinander verwobener
Menschenkörpern, die aus einem einzigen grossen Steinblock gehauen wurde. Wir
sind fasziniert von der detailtreue, erkennen Babies, Kinder, junge aber auch
alte Menschen, verschiedene Gefühlsausdrücke und Stimmungen.
Und
rundum bilden weitere Menschenpaare oder -gruppen einen natürlichen Aufgang zu
der Säule und geben dieser den gebührenden Rahmen.
das lustige Quartett |
Diese
und noch viele Eindrücke mehr nehmen wir von Oslo mit. Das Schönste aber ist
einfach die Zeit, die wir mit den Ladies verbringen dürfen. Leider geht das Wochenende nur allzu schnell vorbei und am Sonntagnachmittag heisst es schon
wieder Abschied nehmen am Flughafen.
letztes Selfie vor dem Abschied... |
Es war total schön, dass ihr vier nach
Oslo gekommen seid und wir haben die gemeinsame Zeit mit euch sehr genossen!
Freunde wie ihr bereichern unser Leben und zusätzlich habt ihr auch einen Teil
unserer Reise mit eurem Dasein bereichert. Vielen Dank für die vielen schönen
Stunden mit euch und wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen am Zürichsee!
Um
uns etwas abzulenken vom Abschiedswehmut, fährt Ursi uns nochmals hinunter in
die Stadt, diesmal zur Oper.
Diese ist eine architektonische Besonderheit, da
man sie begehen kann. Da es schon am eindunkeln ist, zaubern Tausende von Lichtern
zusätzliche Mystik um das Gebäude. Wir gehen einmal rundum über das Gebäude und
sind fasziniert von den klaren Linien und der Reduzierung auf das Wesentliche.
Am
Montag heisst es dann auch für uns "tschüss Oslo und tschüss Norwegen". Wir
suchen neue Landschaftsformen und machen uns auf den Weg nach Dänemark.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen