Mittwoch, 20. August 2014

18. Teil 

Nordfjord – Fjordnorwegen zum Ersten


unverhoffte Aussicht
nach nicht ganz freiwilliger Inselrundfahrt
Wir verlassen Runde auf dem gleichen Weg, den wir gekommen sind, es hat ja keine andere Strasse. Zufälligerweise machen wir dann auf einer der anderen Inseln noch eine Inselrundfahrt bevor wir mit der Fähre von Arvik nach Koparsnes übersetzen. 


Nun sind wir wieder auf dem Festland und das nächste Ziel ist der Nordfjord. Wir umrunden noch einen anderen kleineren Fjord, überqueren eine schöne Hochebene und dann geht es schon hinunter nach Maurstad an den Nordfjord.


Dieser haut uns im ersten Teil nicht gerade aus den Socken, irgendwie sieht es aus wie im Berner Oberland: Wasser und Berge.
Nur wenn wir uns bewusst sind, dass das Wasser sozusagen „Meer“ ist, gewinnt es an Spannung. In Nordfjordeid verlassen wir den Fjord für eine Weile, gelangen aber bald an den Hornindalsvatn, den tiefsten Binnensee Europas. Da man von dieser Tiefe auch nicht viel sieht, ist auch das beim Vorbeifahren einfach ein See.

Erst als wir später bei Stryn wieder an den Nordfjord kommen, gefällt es uns richtig gut. 
Der Nordjord bei Stryn



Der Campingplatz von Stryn allerdings ist nichts und so fahren wir nach Loen. Kaum im Dorf folgen wir dem Camping-Wegweiser und merken zu spät, dass dieser ins Loental führt. Es hat zwar auch dort diverse Campingplätze, aber eigentlich wollten wir vorne am Wasser sein. 

Nun ja, wenden geht im Moment nicht, die Strasse ist viel zu schmal. Zudem kommen uns Dutzende von Autos und sportlich gekleidete, aber ziemlich abgekämpft aussehende Menschen entgegen. 




Nordfjord Richtung Loen/Olden


Viele Ausweichmanöver und enge Stellen später erreichen wir den ersten Campingplatz. Dieser scheint total voll. Nebenan steht ein Festzelt und überall hat es massenhaft Leute. Wie sich herausstellt ist heute ein Berglauf auf den Berg Skala, 1848 m Höhendifferenz auf 8,5 km. Dies ist die grösste Höhendifferenz, die man in Norwegen zurücklegen kann vom Fuss eines Berges auf dessen Gipfel. (es gibt zwar höhere Berge hier, aber diese „beginnen“ bereits in einer höheren Lage, darum ist der Höhenunterschied kleiner).


Zum Glück finden wir trotz dem ganzen Drumrum einen Platz, da der Anlass mehr oder weniger vorbei ist und die meisten auf dem Nachhauseweg sind.

Idyllischer Campingplatz Loen (rechts das Sanitärgebäude)
Wir stellen unseren Wohnwagen auf und fahren gleich wieder runter nach Stryn, um dort etwas zu flanieren. Wie wir zurückkommen hat sich der grösste Trubel gelegt, die meisten Autos, Wohnmobile und Zelte sind weg und es ist richtig idyllisch. Am Hang gelegen und mit Blick auf einen Teil des Gletschers Jostedalsbreen. Ganz ruhig ist es nicht, denn der nahe Fluss gluckert und sprudelt ziemlich laut vor sich hin.






Das Wetter ist in diesen Tagen sehr unbeständig, ein riesiges Tiefdruckgebiet hat sich über Skandinavien installiert. Es regnet oft, aber es gibt auch immer wieder trockene Phasen und stellenweise blauer Himmel. So geniessen wir es im kuscheligen Wohnwagen, wenn es richtig nass ist und sind draussen, wenn es schont.




Ausflug zu einer Gletscherzunge des Jostedalsbreen


Der Loenvatn mit dem Jostedalsbreen in den Wolken
Dazu fahren wir weiter hinein ins Loental, vorbei am wunderschönen See und sehen überall in den Bergen rundum Gletscherzungen. 









Die steile Privatstrasse ins Bodal






Bei Bodal bezahlen wir 40 NOK Maut für eine Privatstrasse, damit wir ins abzweigende Tal fahren dürfen. Die Strasse führt sehr steil und in vielen Kurven mehr oder weniger einem Flusslauf entlang durch das wild romantische Tal. Immer wieder fahren wir an Wasserfälle und Stromschnellen vorbei. Da die Strasse aber ziemlich anspruchsvoll ist, bleibt nicht viel Zeit, sich umzusehen. 




Die Alp Bodal, eine schöne grosse Talschaft
Oben am Parkplatz beginnt die Wanderung. Der Weg führt angenehm eben entlang des Flusses auf eine ziemlich grosse Hochebene mit einer Alp. Mehrere Häuser stehen in Reih und Glied, Kühe und Schafe weiden auf der ganzen Ebene. 

Wir queren den Fluss und der Weg führt sanft bergwärts, durch lichte Birkenwäldchen, über Bäche, durch Steinfelder und immer näher zum Gletscher. Dieser ist ein Ausläufer des Jostedalsbreen, des grössten Plateau-Gletschers Norwegens und überhaupt des grössten auf dem europäischen Festland. Er ist ziemlich weit verzeigt und erreicht eine Ausdehnung von etwa 40 km in der einen und etwa 15 km in der anderen Richtung.

der Weg zum Gletscher



die Gletscherzunge
Was diese Kühe wohl gegessen haben,
dass Pilze in ihren Fladen sind?
Die sind wohl alle gut drauf ;-)

Etwas unterhalb des Gletschers liegt der Gletschersee

 Die Wanderung durch diese Landschaft ist phantastisch. Die zum Teil „frischen“, aber auch die älteren Spuren des Gletschers sind überall zu sehen, da sich dieser seit einigen Jahren auch immer mehr zurückzieht.
Auch Enayo geniesst es, wieder mal richtig herumzutoben. Und er gehorcht super gut, die Bindung zu uns ist in den letzten Wochen stärker geworden. Wir essen zusammen Heidelbeeren und Blaubeeren. Diese wachsen ziemlich üppig hier in Nachbarschaft mit Preisel- und Wachholderbeeren. Wir müssen nur gut aufpassen, dass er nicht die falschen Beeren pflückt.



Rundfahrt zum Geirangerfjord



Der Strynsee inszeniert eine natürliche Vollkommenheit


Ein anderer Ausflug führt uns zum berühmten Geirangerfjord. Wir verbinden diesen mit einer Rundfahrt. (Stryn-Grotli-Dalsnibba-Geiranger-Hellesylt-Stryn)



60 Meter steil nach unten
Bei Stryn folgen wir dem Flusslauf bergwärts bis zum See. Dieser ist spiegelglatt und liegt wunderschön inmitten der Berge. Danach steigt die Strasse ziemlich stark an und wir überqueren eine 60 Meter tiefe Schlucht, in die sich der Fluss gegraben hat. Die alte Brücke aus massivem Granit steht noch und kann zu Fuss begangen werden.







der alte Strynfjellweg: schmal und kurvenreich



Kurze Zeit und einige Kurven später nehmen wir den Abzweiger auf den Gamle Strynfjellveg (alter Weg über das Gebirge von Stryn). Diese Strasse ist eng und sehr kurvenreich und bringt einem schon nach kurzer Zeit mitten ins Gebirge.
Auf der Höhe hat es ein Sommerskigebiet, welches aber mangels Schnee geschlossen ist. Was genau die Norweger unter Sommerskiing verstehen ist uns rätselhaft. Wann hier wirklich ein Skibetrieb herrscht ist für uns nicht so vorstellbar. Im Winter ist die Strasse bis hierher wohl kaum fahrbar und jetzt im August hat es keinen Schnee mehr. Also wahrscheinlich ist es eher ein Frühlingsskigebiet. Wobei „Gebiet“ dann schon wieder eine Übertreibung ist. Mehr als einen Skilift sehen wir nicht, aber es hat einen relativ neuen Pistenbully auf dem Parkplatz – irgendwie scheint das Ganze schon zu funktionieren.


Das Sommerskigebiet (1 Lift, 2 Pisten, 1 Pistenbully)


Das Strynfjell - unwirtliche Weite


für einmal Schafe statt Rentiere
Naja, mit dem Skigebiet lassen wir für die nächsten 25 Kilometer auch die Zivilisation hinter uns. Die Strasse ist nach ein paar Kilometern auch nicht mehr asphaltiert. Die Landschaft rundum dafür umso schöner. Wir geniessen diese bei einem Spaziergang, bei dem Enayo im eiskalten Wasser seine Pfoten bädelet. Zu mehr reicht es nicht, denn das Wasser ist wirklich eiskalt. Nach dieser eindrücklichen Fahrt erreichen wir Grotli und essen dort im sehr schönen Restaurant lokale Spezialitäten.



gemütliches Restaurant
Elchburger




Aussicht ins Nichts vom Dalsnibba
Dann fahren wir die nächste Etappe dem See entlang zum Dalsnibba. Dies ist der höchste Punkt in Norwegen, der auf einer Strasse, sprich mit dem Auto erreichbar ist. Und von hier, auf 1476 müM hat man einen herrlichen Ausblick direkt in den Geirangerfjord. Hätte man, denn die Bergspitze hüllt sich in dichte Wolken und wir sehen kaum die Hand vor unseren Augen. Wir wissen nicht mal, in welche Richtung wir gucken sollten, um die besagte Aussicht zu sehen.






Den anschliessenden Geirangervegen sehen wir umso besser. Es folgen 29 Kurven und Serpentinen, mehrere Talschaften und der berühmte Knuten, der Knopf. Dies ist ein Teil der Originalstrasse bei der mit einer Schlaufe ein Fels umfahren und zugleich massiv an Höhe gewonnen wird.


Der Knuten: unter der Brücke durch,
eine Schlaufe und dann über die Brücke -  zu seiner Zeit eine Sensation,
welche an der Weltausstellung in Paris eine Auszeichnung erhielt


Der berühmte Blick ins Geirangerfjord





Bei der Schlucht Flydalsjuvet machen wir nochmals einen obligatorischen Halt um auch für unsere Sammlung die berühmten Fotos des Blicks auf den Geirangerfjord zu machen. 

Der Fjord ist wirklich sehr eng und unten liegt ein Kreuzfahrtschiff, welches ziemlich überdimensioniert wirkt. Auf der anderen Seite von Geiranger sehen wir den Adlerweg, welcher dann einige Kilometer und einer Fährfahrt später zu den Trollstigen führt.







Fährfahrt durch den Geirangerfjord



grimmiges Gesicht
unterwegs
In Geiranger nehmen wir die Fähre nach Hellesylt und können so bequem den ganzen Geirangerfjord befahren. Der Fjord bildet einen Zickzack quer durch die fast 1000 Meter hohen Berge und mündet später dann in den Storfjord, der bei Alesund beginnt. Die Fahrt führt vorbei an einigen Alpfarmen, die zum Teil mehrere hundert Meter hoch über dem Fjord liegen und nicht mehr bewirtschaftet werden. Der Aufwand dafür ist einfach zu gross, obwohl die Erträge hier auf kleinstem Raum erstaunlich hoch waren.





Der Wasserfall "Freier"
mit den Umrissen einer Flasche
in der Mitte





Die berühmten Wasserfälle „die sieben Schwester“ sind mangels Wasser etwas mager, wir sehen nur etwa 4 von ihnen. Gegenüber sprudelt der Wasserfall „Freier“. Er hat vergebens um die Hand der sieben Schwestern angehalten und weil ihn das so bekümmert hat, blieb ihm nichts übrig als der Griff zur Flasche. Diese ist nun als Umriss in seiner Mitte zu sehen.








Hellesylt, die Endstation der Fährenfahrt


Auch wir sind beeindruckt von dem berühmten Fjord und geniessen die Überfahrt.
Anschliessend geht es ohne Umwege zurück nach Stryn und auf unseren Campingplatz nach Loen.

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