Freitag, 15. August 2014

16. Teil 

Andalsnes – im Land der Trolle


Vom leicht beschwingten aber doch kopflastigen Trondheim fahren wir in südwestlicher Richtung ins Land der Trolle. 

Nach einer schönen und einsamen Hochebene folgen unzählige Inseln, Halbinseln und Fjorde. 
Eine der vielen Brücken
Die Strasse führt deshalb durch viele Tunnels, Brücken und Fähren. Wir sind uns das nun schon ziemlich gewohnt und fahren ohne mit der Wimper zu zucken auf Fähren, über hohe Brücken und in steile, tief unter dem Meer liegende Tunnels. Es kann uns nicht mehr viel erschüttern diesbezüglich. Wir sind es nun auch gewohnt, dass die meisten Tunnels kurvig sind oder eine Steigung/Gefälle aufweisen, wie wir es von den Alpen nicht gewohnt sind.

In der Nähe von Andalsnes finden wir einen Campingplatz direkt unter der berühmten Trollwand, den Trollveggen. Zusammen mit den krönenden Trollzinnen bildet diese eine furchteinflösende, über 1700 Meter hohe, praktisch senkrechte Wand. 

Die Trollwand selber ist ein über 1000 Meter hoher, senkrechter Abschnitt, welcher zudem oben 50 Meter überhängend ist. Sie ist somit die grösste Felswand Europas.



Trollwand mit Trollzinnen
Wie die Trollveggen und die Trolltindene entstanden: Trolle sind bösartige, riesenhafte Geschöpfe, mit denen man sich besser nicht anlegt. Es gibt Bergtrolle, Waldtrolle und Süsswassertrolle und entsprechend leben sie in diesen Umgebungen. Sie sind nachtaktiv und müssen das Sonnenlicht meiden, da sie sonst versteinert werden. 
Der Sage nach wollten Bergtrolle für die Hochzeit der Trollprinzessin Myra ein riesiges Haus bauen. Im Laufe der Nacht baute die Hochzeitsgesellschaft eine Wand des Hauses. Alle waren begeistert und standen auf der fertigen Wand. Dummerweise haben sie vor lauter Staunen die Zeit vergessen und als die Sonne über dem Horizont aufstieg, wurden die riesenhaften Kerle versteinert.  So sind die Wand und darüber die Zinnen entstanden.











Die berühmtesten Serpentinen Norwegens
Auf der Rückseite der Trollweggen wurde 1928 mit dem Bau der Trollstigen (Trollleiter) begonnen. Ein waghalsiges Unterfangen, bei dem 11 Haarnadelkurven und eine Steinbrücke von den Arbeitern in steilem und gefährlichem Terrain praktisch von Hand gebaut wurden. Trotz der Haarnadelkurven hat die Strasse eine Steigung von 8 bis 12%. Die Strasse wurde 2008 umfassend renoviert, wobei der ursprüngliche Charakter weitgehend erhalten wurde. Auch die Strassenbreite wurde nicht, oder nur stellenweise marginal angepasst.



Besucherzentrum oberhalb des Trollstigen
Am Ende der Serpentinen liegt ein architektonisch ausgezeichnetes Besucherzentrum, ein Spazierweg und eine Aussichtsplattform, die hoch über der Strasse zu schweben scheint.
Die ganze Anlage ist sehr modern, fügt sich aber in die Landschaft ein und bildet sowohl Kontrast als auch Symbiose mit ihr.








Aussichtsplattform mit Aus- und Durchsicht
Wir sind relativ früh unterwegs und können gemütlich die Kurven hochfahren, ohne dass wir einen kriechenden Car vor uns haben, oder uns einer entgegenkommt. Auf dem Parkplatz des Besucherzentrums finden wir noch genügend Platz. Wir machen uns auf zur Aussichtsplattform und es verschlägt uns fast den Atem, als wir von dort oben auf die Strasse und die Miniaturautos runterschauen. Um die Dramatik zu erhöhen, hat es im Boden Sichtschlitze und vorne eine Glasscheibe. Die Kühnheit, mit der zu dieser Zeit diese Strasse errichtet wurde, lässt einen staunen. Sie steht unseren Bauten in den Alpen in nichts nach. 




Bleibt er stecken?
Viel Platz bleibt nicht
Wir geniessen den Ausblick und beobachten gespannt, wenn ein Car mit Autos, oder gar mit einem anderen Car kreuzen muss. Dies ist wirklich eine heikle Angelegenheit. Die Strasse bringt sowohl Fahrer als auch Material an seine Grenzen: aufwärts ächzen die Motoren, abwärts glühen die Bremsen (auf den Pneus der Cars, welche unten am Fuss auf dem Parkplatz abkühlen, könnte problemlos Speck mit Ei gebraten werden). 
Und da täglich ein Kreuzfahrtsschiff im Geirangerfjord oder in Andalsnes vor Anker liegt, hat es auch jede Menge Cars, welche die Passagiere über die Trollstigen fahren.


Nach einem Besuch im Souvenirshop und einer kleinen Verpflegung folgen wir der Strasse, welche nach einer letzten harmlosen Steigung wieder langsam Richtung Norddalsfjord führt. Die Region um die Passhöhe steht unter Naturschutz und wir machen einen kurzen Spaziergang in der rauen Umgebung. 


Passhöhe nach den Trollstigen



Besucherplattform im Eisendesign

Bei einem weiteren Stopp an einer Schlucht, durch den sich ein Fluss schlängelt fällt uns wieder die modern gestalteten Plattform und das Besucherzentrum auf. Es scheint, dass man sich in Norwegen bei der Gestaltung von touristischen Orten gerne etwas Spezielles leistet. Sogar die Toiletten sind im gleichen Stil gestylt. 








Erdbeeren so weit das Auge reicht
Bei der Weiterfahrt ändert sich rasch die Vegetation, das milde Fjordklima ist spürbar. Am Strassenrand liegen riesige Erdbeerfelder, von den Bäumen leuchten uns Äpfel und von den Sträuchern verschiedene Beeren entgegen. Dies haben wir nun doch schon sehr lange nicht mehr gesehen!
Wir folgen der Strasse bis nach Sylte am Fjord und fahren nach einer kurzen Pause wieder zurück. Unterdessen hat der Verkehr zugenommen, oben bei den Trollstigen ist der ganze Parkplatz voller Cars und Autos und auf der Aussichtsplattform stehen sich die Leute auf den Füssen rum. Zum Glück waren wir so zeitig unterwegs.

Den ganzen Ausflug haben wir ohne Wohnwagen gemacht. Wir sind der Meinung, dass die Befahrung mit Gespann von Nord nach Süd grundsätzlich möglich ist, würden aber auf jeden Fall zeitig losfahren, um allzu viele Manöver mit dem Gegenverkehr zu verhindern. Um den Jeep und den Wohnwagen zu schonen und weil wir noch andere Ziele weiter westlich haben, entscheiden wir uns gegen eine Fahrt mit Gespann und fahren stattdessen nach Alesund.
Die Trollstigen zählen zu Recht zu den „must“ eines Norwegenbesuchs.








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