19. Teil
Sognefjord – Fjordnorwegen zum Zweiten
Nach
einigen Tagen verlassen wir den idyllischen Campingplatz in Loen und machen uns
auf in südlicher Richtung zum Sognefjord.
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Brückenkonstruktion am Likholefosssen |
Bei
Moskog nehmen wir wieder mal eine nationale Touristenstrasse, weil diese immer
durch sensationell schöne Landschaften führen. So ist es auch diesmal auf der
Strasse durchs Gaularfjellet. Diese Strasse ist geprägt von Wasser, wir folgen
ganz lange einem Flusslauf und es hätte hier wunderbare Wanderwege. Leider
spielt das Wetter nicht mit und mehr als ein kurzer Spaziergang lohnt sich
nicht, so fahren wir weiter.
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Ausweichstelle |
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einer der vielen Wasserläufe im Gaularfjellet |
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"unsere Trollstigen" |
Fast unbemerkt sind wir immer höher gelangt und
plötzlich liegt ein Tal vor uns. Die Strasse führt über zig Serpentinen steil
nach unten. Fast wie die Trollstigen! Ohjeh und das mit dem Wohnwagen
hintendran. Aber alles geht gut, die Bremsen halten und auch die Auflaufbremsen
des Wohnwagens sind zwar warm aber nicht glühend.
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Sognefjord bei Tjugum |
Unten
angekommen sind wir am Sognefjord, dem längsten Fjord Europas. Über 200 km
zieht er sich in diversen Verästelungen ins Landesinnere. Wir treffen etwa in
der Mitte auf den Fjord und unser Ziel sind die inneren Fjordarme.
In
Tjugum nehmen wir die Fähre und überqueren einen Fjordarm nach Hella. Die Fähre
fährt anschliessend weiter auf die südliche Seite des Sognefjords. Die Autos,
die dorthin wollen, müssen auf der Fähre wenden und dann quasi verkehrt rum
stehen. So kann uns die Fähre am Zwischenstopp Ausladen und ohne Wendemanöver
weitere Autos aufnehmen und dann direkt weiterfahren. Zum Glück trifft das
nicht uns, das wäre ja eine Sache gewesen, den Wohnwagen auf der Fähre zu
wenden!
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Sognefjord im Lichtwechsel - bei Sonnenschein |
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... und im Gegenlicht |
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Seit Wochen der erste richtig grosse Laubbaum. |
Wir
fahren entlang des Fjords und sehen schon bald Zeugen der viel beschriebenen
Fruchtbarkeit und des milden Klimas. Rote Äpfel leuchten an den Bäumen. Viele
Blumen schmücken die Gärten und Häuser. Und es gibt richtig hohe Bäume mit weit
ausladenden Baumkronen.
Bei
Kaupanger geht’s ins Tunnel und nach dem Tunnel fährt man direkt auf die Fähre.
Einige Hundert Meter nach der Landung geht’s dann gleich wieder in einen Tunnel
und dann sind wir in Laerdal, einem der innersten Zipfel des Sognefjords. Der
Campingplatz liegt schön am Laerdalsfjord und das Wetter meint es auch wieder
etwas besser mit uns.
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versöhnliche Abendstimmung am Laerdalsfjord |
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alles im Gleichgewicht |
Der
alte Dorfkern Laerdalsoyri besteht aus Dutzenden Holzhäusern. Diese sind
schmuck herausgepützelt und präsentieren sich stolz den Besuchern.
Unglaublich,
wie sich zwischen diesen hohen Bergen eine solche Siedlung entwickeln konnte,
aber Laerdal liegt strategisch günstig an der alten Postverbindung zwischen
Oslo und Bergen.
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die Stabkirche von Borgund |
Anschliessend
ist mal wieder etwas Kultur angesagt. Wir besuchen die Stabkirche von Borgund.
Diese gilt als die am besten erhaltene Stabkirche und ist wirklich
eindrücklich.
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Der Innenraum |
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Sockelverzierung |
Die komplett aus Holz gebaute Kirche ähnelt einem Wikingerhaus
und ist mit aufwändigen Verzierungen und Schnitzereien versehen. Sie ist etwa
800 Jahre alt und die Erbauer haben diverse Elemente der romanischen Baukunst
übernommen, soweit es der Rohstoff Holz zuliess.
Die
Fahrt durch den Laerdalstunnel, den längsten Autotunnel der Welt, hinüber nach
Flam ist ein weiteres Highlight. Die 24,5 km sind wahnsinnig lang, doch die
Tunnelbauer haben sich etwas Hübsches ausgedacht, damit kein Tunnelkoller
aufkommt.
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vor der ersten Halle |
Sie haben 3 grosse Hallen in den Berg gesprengt und leuchten diese
oben mit blauem und unten mit orangem Licht aus. So wird den Fahrern beim
Näherkommen das Tunnelende vorgegaukelt. Beim Passieren der Halle ist es wie
ein Aufschnaufen, bevor dann das nächste Teilstück folgt. Man glaubt es fast
nicht, aber es funktioniert, das Gehirn lässt sich überlisten.
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Fotoshooting mitten in einer der Tunnelhallen |
In diesen Hallen
kann man sogar anhalten und wir haben das natürlich auch gemacht. Ob
Fotosessions in dieser Art wirklich erlaubt sind, wissen wir nicht, aber wir
waren nicht die einzigen… Es fehlt eigentlich nur der Souvenirshop mit
Zertifikat: „ ich habe den längsten Tunnel der Welt befahren.“
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Blick zurück in den eben passierten Tunnelabschnitt |
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Gemäss Navi düsen wir in sagenhafter Geschwindigkeit von 215 km/h durch den Tunnel... |
Flam,
oder zumindest Flam Hafen ist eigentlich nur für Touristen da. Hier gehen die
Kreuzfahrtschiffe vor Anker, hier beginnt die Flambahn und hier hat es mehrere
riesige Souvenirshops, in denen es alles Erdenkliche zu kaufen gibt. Wir
geniessen das geschäftige Treiben und amüsieren uns über die vielen Touristen
und Gruppen, vor allem dann, wenn ein Zug oder ein Boot einfährt und jeder für
die nächste Fahrt den besten Platz ergattern möchte.
Flam
liegt aber auch wirklich inmitten von Sehenswürdigkeiten. Wir machen einen
Ausflug und nehmen den Auerlandsvegen. Dies ist die alte Bergstrasse, welche
vor dem Rekordtunnel die einzige Verbindung Richtung Osten war. Sie schraubt
sich von Auerland aus zuerst auf einer schmalen Strasse mit unendlich vielen
Kurven und Serpentinen ziemlich rasch auf mehrere hundert Meter über den Fjord.
Beim spektakulären Aussichtspunkt Stegastein geniessen wir die Aussicht über
den Auerlandsfjord. Wie eine Landungssteg scheint dieser über dem Fjord zu schweben. Vorne macht er eine elegante Abwärtskurve ins Nichts (wie bei einer Achterbahn)
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der Auerlandsfjord vom Stegastein |
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Auerlandsfjellet - kahl, unwirtlich und den Wolken so nah |
Danach geht es in eine Hochebene und diese ist absolut
unwirtlich aber einfach nur schön. Es hat kleine Seen, Schneefelder und von der
Eiszeit platt geschliffene Bergkämme. Die meisten Steine sind mit grünlichen
Flechten bewachsen. In der gewittrigen Abendstimmung scheinen uns die
Farbkontraste noch viel intensiver.
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Blick in die Bergwelt rundum |
Es ist sehr kalt hier oben auf gut 1200
müM, aber das scheint nur uns Menschen was auszumachen – Enayo geniesst das
herumtollen im Schnee und kann nicht genug kriegen.
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phantastische Farbspiele |
Der
Blick wandert immer wieder die steilen Bergflanken hoch oder folgt den vielen
Wasserfällen, die zum Teil mehrere Hundert Meter in die Tiefe stürzen.
Auch blicken wir oft zurück oder nach vorn, und wir staunen, wie das Fjord
immer enger wird. Durch das wechselhafte Wetter entstehen zum Teil mystische
Szenerien.
Der
Naeroyfjord ist auch ein Unesco-Welterbe, wie der Geirangerfjord. Es sind beide
wahre Wunder der Natur, doch finden wir den Naeroyfjord noch etwas
spektakulärer und vor allem abwechslungsreicher als den Geirangerfjord.
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