Montag, 25. August 2014

19. Teil 

Sognefjord – Fjordnorwegen zum Zweiten


Nach einigen Tagen verlassen wir den idyllischen Campingplatz in Loen und machen uns auf in südlicher Richtung zum Sognefjord.


Brückenkonstruktion am Likholefosssen
Bei Moskog nehmen wir wieder mal eine nationale Touristenstrasse, weil diese immer durch sensationell schöne Landschaften führen. So ist es auch diesmal auf der Strasse durchs Gaularfjellet. Diese Strasse ist geprägt von Wasser, wir folgen ganz lange einem Flusslauf und es hätte hier wunderbare Wanderwege. Leider spielt das Wetter nicht mit und mehr als ein kurzer Spaziergang lohnt sich nicht, so fahren wir weiter. 



Ausweichstelle




einer der vielen Wasserläufe im Gaularfjellet




"unsere Trollstigen"
Fast unbemerkt sind wir immer höher gelangt und plötzlich liegt ein Tal vor uns. Die Strasse führt über zig Serpentinen steil nach unten. Fast wie die Trollstigen! Ohjeh und das mit dem Wohnwagen hintendran. Aber alles geht gut, die Bremsen halten und auch die Auflaufbremsen des Wohnwagens sind zwar warm aber nicht glühend.









Sognefjord bei Tjugum
Unten angekommen sind wir am Sognefjord, dem längsten Fjord Europas. Über 200 km zieht er sich in diversen Verästelungen ins Landesinnere. Wir treffen etwa in der Mitte auf den Fjord und unser Ziel sind die inneren Fjordarme.


In Tjugum nehmen wir die Fähre und überqueren einen Fjordarm nach Hella. Die Fähre fährt anschliessend weiter auf die südliche Seite des Sognefjords. Die Autos, die dorthin wollen, müssen auf der Fähre wenden und dann quasi verkehrt rum stehen. So kann uns die Fähre am Zwischenstopp Ausladen und ohne Wendemanöver weitere Autos aufnehmen und dann direkt weiterfahren. Zum Glück trifft das nicht uns, das wäre ja eine Sache gewesen, den Wohnwagen auf der Fähre zu wenden!


Sognefjord im Lichtwechsel - bei Sonnenschein

... und im Gegenlicht


Seit Wochen der erste richtig grosse Laubbaum. 
Wir fahren entlang des Fjords und sehen schon bald Zeugen der viel beschriebenen Fruchtbarkeit und des milden Klimas. Rote Äpfel leuchten an den Bäumen. Viele Blumen schmücken die Gärten und Häuser. Und es gibt richtig hohe Bäume mit weit ausladenden Baumkronen.


Bei Kaupanger geht’s ins Tunnel und nach dem Tunnel fährt man direkt auf die Fähre. Einige Hundert Meter nach der Landung geht’s dann gleich wieder in einen Tunnel und dann sind wir in Laerdal, einem der innersten Zipfel des Sognefjords. Der Campingplatz liegt schön am Laerdalsfjord und das Wetter meint es auch wieder etwas besser mit uns.



versöhnliche Abendstimmung am Laerdalsfjord

alles im Gleichgewicht









Der alte Dorfkern Laerdalsoyri besteht aus Dutzenden Holzhäusern. Diese sind schmuck herausgepützelt und präsentieren sich stolz den Besuchern. 
Unglaublich, wie sich zwischen diesen hohen Bergen eine solche Siedlung entwickeln konnte, aber Laerdal liegt strategisch günstig an der alten Postverbindung zwischen Oslo und Bergen.






























die Stabkirche von Borgund


Anschliessend ist mal wieder etwas Kultur angesagt. Wir besuchen die Stabkirche von Borgund. Diese gilt als die am besten erhaltene Stabkirche und ist wirklich eindrücklich. 



Der Innenraum
Sockelverzierung 








Die komplett aus Holz gebaute Kirche ähnelt einem Wikingerhaus und ist mit aufwändigen Verzierungen und Schnitzereien versehen. Sie ist etwa 800 Jahre alt und die Erbauer haben diverse Elemente der romanischen Baukunst übernommen, soweit es der Rohstoff Holz zuliess.











Die Fahrt durch den Laerdalstunnel, den längsten Autotunnel der Welt, hinüber nach Flam ist ein weiteres Highlight. Die 24,5 km sind wahnsinnig lang, doch die Tunnelbauer haben sich etwas Hübsches ausgedacht, damit kein Tunnelkoller aufkommt. 



vor der ersten Halle
Sie haben 3 grosse Hallen in den Berg gesprengt und leuchten diese oben mit blauem und unten mit orangem Licht aus. So wird den Fahrern beim Näherkommen das Tunnelende vorgegaukelt. Beim Passieren der Halle ist es wie ein Aufschnaufen, bevor dann das nächste Teilstück folgt. Man glaubt es fast nicht, aber es funktioniert, das Gehirn lässt sich überlisten. 








Fotoshooting mitten in einer der Tunnelhallen
In diesen Hallen kann man sogar anhalten und wir haben das natürlich auch gemacht. Ob Fotosessions in dieser Art wirklich erlaubt sind, wissen wir nicht, aber wir waren nicht die einzigen… Es fehlt eigentlich nur der Souvenirshop mit Zertifikat: „ ich habe den längsten Tunnel der Welt befahren.“


Blick zurück in den eben passierten Tunnelabschnitt


Gemäss Navi düsen wir in sagenhafter Geschwindigkeit von 215 km/h
durch den Tunnel...








Flam, oder zumindest Flam Hafen ist eigentlich nur für Touristen da. Hier gehen die Kreuzfahrtschiffe vor Anker, hier beginnt die Flambahn und hier hat es mehrere riesige Souvenirshops, in denen es alles Erdenkliche zu kaufen gibt. Wir geniessen das geschäftige Treiben und amüsieren uns über die vielen Touristen und Gruppen, vor allem dann, wenn ein Zug oder ein Boot einfährt und jeder für die nächste Fahrt den besten Platz ergattern möchte.

Flam liegt aber auch wirklich inmitten von Sehenswürdigkeiten. Wir machen einen Ausflug und nehmen den Auerlandsvegen. Dies ist die alte Bergstrasse, welche vor dem Rekordtunnel die einzige Verbindung Richtung Osten war. Sie schraubt sich von Auerland aus zuerst auf einer schmalen Strasse mit unendlich vielen Kurven und Serpentinen ziemlich rasch auf mehrere hundert Meter über den Fjord. Beim spektakulären Aussichtspunkt Stegastein geniessen wir die Aussicht über den Auerlandsfjord. Wie eine Landungssteg scheint dieser über dem Fjord zu schweben. Vorne macht er eine elegante Abwärtskurve ins Nichts (wie bei einer Achterbahn)



der Auerlandsfjord vom Stegastein





Auerlandsfjellet - kahl, unwirtlich und den Wolken so nah
Danach geht es in eine Hochebene und diese ist absolut unwirtlich aber einfach nur schön. Es hat kleine Seen, Schneefelder und von der Eiszeit platt geschliffene Bergkämme. Die meisten Steine sind mit grünlichen Flechten bewachsen. In der gewittrigen Abendstimmung scheinen uns die Farbkontraste noch viel intensiver. 
Blick in die Bergwelt rundum


Es ist sehr kalt hier oben auf gut 1200 müM, aber das scheint nur uns Menschen was auszumachen – Enayo geniesst das herumtollen im Schnee und kann nicht genug kriegen.



phantastische Farbspiele























Nicht fehlen darf natürlich eine Fahrt durch den Naeroyfjord. Dies ist einer der engsten Fjorde überhaupt, an der schmalsten Stelle nur etwa 250 Meter breit. Die Berge rechts und links steigen fast senkrecht auf über 1200 Meter empor. Wir haben Glück und fahren den grössten Teil in trockenem Wetter, doch zwischendurch tröpfelt es ein bisschen. Die Fahrt beginnt in Flam und wir tuckern durch den Auerlandsfjord. Wir machen einen Zwischenstopp in Undredal, das bis vor einigen Jahren nur auf dem Wasserweg erreichbar war. Hier steht die kleinste Stabkirche Norwegens, doch sie ist so verkleidet, dass von der Konstruktion nicht viel sichtbar ist und sie wie eine gewöhnliche Kappelle aussieht. 



Einfahrt ins Naeroyfjord





einer der unzähligen Wasserfälle
Kurze Zeit später biegen wir dann ein in den Naeroyfjord. Schon hier rücken die Berge sehr nahe zusammen und lassen kaum Platz. So verwundert es nicht, dass es im ganzen Fjord nur vereinzelte Bauernhöfe und kleine Siedlungen hat, für mehr reicht der Platz wirklich nicht. 




Kirche von Bakka

















Dafür sehen wir Robben auf den Steinen am Ufer dösen und über uns kreisen wieder majestätisch die Adler.



Der Blick wandert immer wieder die steilen Bergflanken hoch oder folgt den vielen Wasserfällen, die zum Teil mehrere Hundert Meter in die Tiefe stürzen. 





Auch blicken wir oft zurück oder nach vorn, und wir staunen, wie das Fjord immer enger wird. Durch das wechselhafte Wetter entstehen zum Teil mystische Szenerien.


Der Naeroyfjord ist auch ein Unesco-Welterbe, wie der Geirangerfjord. Es sind beide wahre Wunder der Natur, doch finden wir den Naeroyfjord noch etwas spektakulärer und vor allem abwechslungsreicher als den Geirangerfjord.

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