15. Teil
Küstenstrasse bis Trondheim – oder doch nicht!?!
Wir landen auf dem Festland bei Bognes. Während der Überfahrt wird das Wetter immer schöner und die Temperaturen steigen. So folgen wir nun wieder bei gutem Wetter der E6 südwärts. Die Strecke führt durch spezielle Berglandschaften.
Unten sind die Berge bewaldet und oben kahl und die Felsen wirken wie abgeschliffen. In den Felsen hat es zum Teil seltsame Musterungen.
Da wir beide müde sind, halten wir nach einem der unzähligen Tunnels auf einem Rastplatz an. Es ist unterdessen über 20 Grad warm und Ursi kauft sich eine Glace.
Strand am Kobbvat-See direkt vor dem Campingplatz |
Am nächsten Morgen geht es weiter, schliesslich möchten wir die Küstenstrasse RV17 erreichen. Dazu müssen wir bis kurz vor Bodö kommen, wo wir dann auf den Kyst-Riksveien abzweigen. Zuerst gilt es allerdings, die Gebirgskette zu überwinden. Die Strasse führt wieder durch unzählige Tunnels. Diese sind zum Teil lang, sehr lang und naturbehauen, schlecht beleuchtet und auf der Strasse finden sich immer wieder Schlaglöcher oder sonst welche Unebenheiten.
die Ruhe in der Mitte täuscht, der Saltstraum zieht mächtig |
immer wieder entstehen gefährliche Strudel |
Wir folgen nun der RV17, sehen aber leider von der Landschaft nicht sehr viel, da die Wolken relativ tief hängen und es auch immer wieder regnet.
trüb und nass... |
Was wir aber zu Gesicht bekommen ist wirklich schön und die Strecke ist wohl zu recht eine der schönsten Strassen der Welt. Sie führt an sich immer der Küste entlang, zum Teil werden einzelne Landzungen mit einem Tunnel abgekürzt oder Meerengen mit einer Brücke überwunden. Auch hier gilt, die Tunnels sind ungemütlich, die Brücken zum Teil schwindelerregend. Kennzeichen der Küstenstrasse sind die 6 Fährverbindungen, welche die grössten Fjorde oder unüberwindbare Gebirge überbrücken.
Ein Teil der Gletscherkappe und ein Ausläufer des Svartisen-Gletschers |
Nach dem 7 Kilometer langen Svartisen-Tunnel sehen wir den zweitgrössten Gletscher Norwegens mit dem gleichen Namen. Er hat diverse Ausläufer und diese begleiten uns bei der Fahrt dem Fjord entlang. Zum Glück bessert das Wetter, so dass wir ihn auch wirklich sehen. In Furoy, nahe der ersten Fähre machen wir Halt und es ist wieder mal grosse Wäsche und Haushaltung angesagt.
Am nächsten Morgen giesst es in Strömen und wir fläzen uns in Bett und Sofa.
Damit ihr mal seht, wie das bei uns so aussieht, haben wir einige Fotos gemacht vom Innern unseres Wohnwagens. Seit Beginn unserer Reise haben wir diverse Schränkchen umgeräumt und sind nun gut organisiert. All die Dinge, die bei der Ankunft (und bei der Abfahrt in umgekehrter Reihenfolge) erledigt werden müssen, haben wir gut im Griff und sind schon recht fix, auch wenn wir es relativ gemütlich nehmen.
Sitzgruppe |
Bett |
Küche |
WC |
Am Nachmittag bessert das Wetter und wir nehmen das Boot von Holand rüber zu der Gletscherzunge Engenbreen des Svartisen-Gletschers. Der Gletscher ist so gross, dass die einzelnen Zungen eigene Namen haben! Die Überfahrt dauert etwa 10 Minuten und bietet schon mal einen guten Blick auf den Gletscher.
Überfahrt Richtung Engenbreen |
Auf der anderen Seite angekommen heisst es wandern. Und zwar zuerst geradeaus zum Gletschersee, um diesen herum und dann auf den abgeschliffenen Felsen hoch zum Gletscher. Der Weg ist zu Beginn gut signalisiert und auch mühelos zu gehen. Plötzlich fehlt jedoch jegliche Markierung und wir müssen mehr oder weniger auf gut Glück über die Felsen kraxeln. Das Ganze ist recht abenteuerlich doch irgendwann finden wir wieder eine Wegmarke.
Phantastische Farbspiele |
Ganz an den Gletscher ran gehen wir aber nicht, die enge Passage am Abgrund des Gletscherflusses hat uns gereicht. Der Svartisen hat eine ganz spezielle Farbe und zusammen mit den rötlichen Felsen ergeben sich spannende Farbkompositionen.
Für den Rückweg nehmen wir einen anderen Weg und kommen dann nach einigen strapaziösen Kletter- und Rutschpartien wieder heil unten an.
die erste von 6 Fähren der Küstenstrasse |
Polarkreispassage |
Wir fahren in das Landesinnere nach Mo i Rana. Überall sind Industriebauten und die Stadt macht auf uns keinen sehr charmanten Eindruck. Zum Polarkreis sind es etwa 70 Kilometer und uns packt nochmals das Polarkreisfieber. Wir entschliessen, durch das Dunderlandstal eine Schlaufe nordwärts zu fahren zu einem Campingplatz etwa 14 km unterhalb des Polarkreis. Wir stellen den Wohnwagen ab und fahren gleich weiter nordwärts. Die Fichten- und Birkenwälder werden seltener und die noch vorhandenen Bäume sind auffallend klein. Gut 10 km vor dem Polarkreis auf 586 ü.M ist die Waldgrenze erreicht. Das sogenannte „Kahlfjell“ bestimmt nun das Landschaftsbild. Wir erreichen den Polarkreis (Polarsirkelen) mit dem Polarkreiszentrum und natürlich steht die bekannte Polarkreissäule davor. Nach etwas mehr als einem Monat über dem Polarkreis ist dies für uns ein würdiger Abschluss dieses Teils unserer Reise. Wir machen noch ein paar Fotos, bauen ein Steinmännchen und geniessen einfach den Moment. Danach schlagen wir den obligaten Weg zum Souvenirshop ein.
am norwegischen Polarkreis an der E6 |
unser Steinmannli |
das Polarkreis-Zentrum |
Auf dem Parkplatz treffen wir zufälligerweise Yvonne und Roland. Wir haben die zwei Aargauer in Andenes kennen gelernt und per Zufall eine gute Woche später auf den Lofoten auf dem gleichen Campingplatz angetroffen. Und jetzt, nochmals einige Tage später kreuzen sich unsere Wege wieder! Zurück auf dem Campingplatz machen wir es uns gemütlich und geniessen mit ihnen den Abend. Es gibt viel zu erzählen, da auch sie bereits seit Anfang Juni mit dem Wohnwagen unterwegs sind.
Holzhäuser soweit das Auge reicht... |
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von den Schweizer Freunden und fahren weiter auf der Rennpiste E6 Richtung Trondheim. Beim Städtchen Mosjoen halten wir an, verpflegen uns und machen einen kleinen Bummel vorbei an der grössten zusammenhängende Holzhausbebauung in Nordnorwegen. Ganz in der Nähe liegt eines der grössten Aluminiumwerke Europas und prägt die Kulisse und wohl auch das Wirtschaftsleben des Städtchens.
Wir kommen nicht so recht vorwärts heute, da wir dauernd wieder irgendwo halten. Erster Halt wegen Kaffee, dann Halt für Pause und Fahrerwechsel, Halt bei einem Tierarzt damit wir für Enayo ein neues Halsband kaufen können (welches abgesehen davon abartig teuer war!!!), Halt für Mittagessen und Stadtbummel, Halt für Sightseeing usw.
Der Laksfoss erinnert uns an die Rheinfälle |
Beim Laksfoss halten wir auch und dieser Wasserfall ist unserem Rheinfall sehr ähnlich. Breit aber nicht besonders hoch, viel Wasserdurchlauf und unten ein Becken, in dass sich das Wasser ergiesst. Und wer fährt auf den Parkplatz, gerade als wir abfahren wollen? Genau, Yvonne und Roland! Witzig, dass wir uns nach unterschiedlichen Abfahrtszeiten, über 100 km Fahrt und so vielen Halts unterwegs hier wieder über den Weg laufen. Yvonne hat sich schon nach einem Campingplatz umgesehen und so übernachten wir noch einmal Tür an Tür. Der Platz liegt am Svenningsdalselva und es ist herrlich da, auch weil wieder die Sonne scheint.
An sich möchten wir gerne noch einen Tag bleiben, einfach zum Ausspannen und Aufräumen, aber am nächsten Morgen ist alles dick in Nebel verhüllt. So beschliessen wir, doch weiter zu fahren. Die beiden Aargauer denken auch ans Weiterfahren und da wir uns alle sehr sympathisch sind, wollen wir uns am Abend auf einem Platz in der Nähe von Steinkjer treffen.
Unterwegs durchfahren wir das Nordland-Portal – wir sind jetzt ganz offiziell nicht mehr im Norden Norwegens, was uns beide doch sehr wehmütig stimmt. Diese Zeit nördlich des Polarkreises werden wir wohl nicht so schnell vergessen. Die einsamen Landschaften, die abwechslungsreiche Natur, die vielfältige Tierwelt, der immerwährende Tag, die Leute und ihre Siedlungen – all das hat bei uns tiefen Eindruck hinterlassen.
Blick zurück zum Nordlandportal - Goodbye Nordnorwegen |
Doch auch die Fahrt südwärts ist vielfältig und führt durch wunderschöne Täler, über einsame Hügel und man könnte sich wohl auch hier tagelang aufhalten, aber wir möchten ja irgendwann auch noch den Rest von Norwegen sehen. Und je südlicher wir kommen, umso bewohnter wird die Gegend, es wird intensiv Landwirtschaft betrieben und die meisten Hügel sind goldgelb, da der Weizen kurz vor der Ernte steht. Dies hier scheint die Kornkammer von Norwegen zu sein.
In der Nähe von Trondheim |
Unterwegs erhalten wir ein SMS, dass Yvonne und Roland einen Stein in die Seitenscheibe des Autos erhalten haben und diese komplett zerstört ist. Das Auto und der Wohnwagen sind aber fahrtüchtig und so treffen wir uns in Steinkjer bei einem BMW-Händler. Dieser kann trotz spätem Freitagnachmittag alles regeln, damit sie nächste Woche in Trondheim die Scheibe ersetzen lassen können. So können wir unsere Fahrt zum ursprünglich geplanten Campingplatz fortsetzen. Bei einem grosszügigen Apéro versuchen wir uns vom Schrecken zu erholen.
Nach einer unruhigen Nacht (der Campingplatz liegt wirklich direkt neben der E6), erwartet uns Sonnenschein und wir können gemütlich draussen zmörgele. Wir nehmen die letzten knapp Hundert Kilometer bis Trondheim, resp. etwas darüber hinaus nach Flakk zum Campingplatz in Angriff. Dabei führt die Strasse durch Trondheim hindurch und gibt uns einen ersten Eindruck. Und dieser ist richtig gut. Moderne Gebäude am Hafen, wie es scheint ein intaktes Zentrum und viele gut gelaunte Leute (ok, ist ja auch nicht so schwierig bei Sonnenschein und etwa 25 Grad).
Wir stellen unseren Wohnwagen auf, ruhen uns etwas aus und fahren dann zum Einkaufen und Bummeln nach Trondheim. Ursi möchte nach 2 Monaten Tankstellen-Kaffee (welche zum Teil wirklich gut, zum Teil aber eher zum Abgewöhnen waren) nun doch wieder mal richtigen Kaffee trinken und so wünscht sie sich eine kleine hübsche Nespresso-Maschine. Gesagt, getan, Maschine und Kapseln werden gekauft und im Auto verstaut und wir machen uns zu Fuss auf durch die Innenstadt. Auf dem Marktplatz findet gerade ein Treffen von Ami-Schlitten statt und es stehen Dutzende auf Hochglanz polierte Chevis, Pontiacs und so rum. Was für ein Bild! Und was für ein Ton, wenn wieder einer weg fährt oder eine Runde dreht.
Trondheim ist sehr kompakt und man kann es gut zu Fuss entdecken. Uns gefällt es hier ausgesprochen gut. Die Stadt hat Charme und Charakter.
Portal des Nidaros-Doms in Trondheim |
Gamle bybroen - die alte Stadtbrücke |
Sein oder Schein in den Baklandet |
Lagerhäuser auf Pfählen am Nidelva |
Wir könnten wohl noch einige Tage hier verbringen, da es auch spannende Museen gäbe, die wir bei diesem Prachtswetter nicht besucht haben. Aber es zieht uns weiter, wir möchten noch vieles sehen und langsam wird die Reiseplanung der nächsten Tage und Wochen fällig.
Dies ist gar nicht mehr so einfach. Seit wir über dem Polarkreis waren, gab es meist nur jeweils eine Strasse (oft die E6), und so war die Planung relativ einfach – fahren und wo es uns gefällt anhalten. Abstecher nach links oder rechts und irgendwann dann wieder E6.
Aber jetzt gibt es viele Wege nach Oslo, wo wir Ende August Moni, Kathy, Brigitte und Sonja treffen wollen. Da müssen wir uns schon überlegen, wie wir all die Sehenswürdigkeiten in den Fjorden und an der Westküste unter einen Hut bringen.
Yvonne und Roland |
Die ersten paar Etappen sind klar und so machen wir uns auf den Weg weiter südwestwärts.
Die Verabschiedung von Yvonne und Roland fällt uns nicht leicht. Vielen Dank euch beiden für die letzten paar Tage, die wir gemeinsam verbringen durften. Es war schön mit euch zu plaudern, zu lachen, zu apérölen und zu staunen.
Da wir nun doch schon ziemlich weit im Süden sind und der August auch schon einige Tage alt ist, haben wir tatsächlich für einige Stunden wirklich dunkle Nacht. Die Abende sind zwar immer noch relativ lange hell. Und auch wenn wir frühmorgens mal Pipi machen ist es schon wieder hell, aber dazwischen sind einige Stunden Dunkelheit. Und da Norwegen nicht so dicht besiedelt ist wie die Schweiz und entsprechend die Lichtverschmutzung viel geringer ist, ist es dann auch wirklich dunkel. Zum Glück ist der Mond grad in ziemlich grosser Pracht am Himmel zu sehen, das hilft zeitweise.
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