Montag, 28. Juli 2014

13. Teil 

Vesterolen – Inseln Andoya und Langoya


Von Senja auf die Insel Andoya gäbe es die Abkürzung mit der Fähre. Wir beschliessen aber, über das Festland auf die Insel zu fahren die zur Inselgruppe der Vesterolen gehört. Die Vesterolen liegen nördlich der Lofoten und stehen unverdientermassen etwas in deren Schatten. Landschaftlich sind die Vesterolen ebenso reizvoll aber es hat bedeutend weniger Touristen. In Finnsnes verlassen wir die Insel Senja und fahren über Andselv auf der E6 bis Gratangen.


Tanz der Wolken mit den Bergen - Blick zurück nach Senja


Die E6 (Europastrasse) verfolgt uns nun doch schon eine Weile und in Gesprächen mit anderen Reisenden spricht man immer wieder von ihr. Hier einige Fakten zur E6:
Die Europastrasse 6 (E6) ist eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in Norwegen und an der Westküste von Schweden. Sie erstreckt sich über 3140 km von der südschwedischen Stadt Trelleborg als Autobahn E6 bis nach Norwegen und durchzieht dann nahezu ganz Norwegen bis in die Finnmark als mehr oder weniger gut ausgebaute Hauptstrasse. Die Straße endet nahe der norwegischen Grenze zu Russland in Kirkenes. Von den Lofoten an nordwärts gibt es praktisch nur diese Strasse.



In Gratangen verlassen wir aber die E6 und nehmen die RV825. Diese führt uns entlang eines Fjords durch kleine Dörfer und Weiler. Bei einem kleinen gemütlichen Restaurant legen wir spontan einen Boxenstopp ein um zu Essen. Weiter geht es bis nach Evenskjer. 

Andoya - Ebenen und Gebirge
Wir geniessen die Landschaft und die Ruhe, da es kaum Verkehr hat auf dieser Strasse. Bis zu unserem nächsten Ziel Andenes liegen noch einige Kilometer vor uns. Die vielen Eindrücke auf der Fahrt machen uns müde. Dennoch beschliessen wir, bis zu unserem Ziel zu fahren. 




Der Strand des Campingplatzes



Mitternächtliche Symphonie
Müde aber glücklich treffen wir auf dem Campingplatz in Andenes ein. Wir stellen unseren Wohnwagen auf und erwischen noch eine der letzten Steckdosen, welche nicht so zahlreich vorhanden sind.
Vor uns liegt ein herrlicher Sandstrand und der letzten Abend an dem die Sonne nicht untergeht. Gegen Mitternacht klettern wir auf einen kleinen Hügel, um das letzte Mal die Mitternachtsonne zu geniessen. 

Wunderschön und ergreifend! Wir haben nun genau 21 Tage Nonstopp-Sonnenschein hinter uns. Zumindest theoretisch, denn es war ja zwischendurch auch mal bewölkt oder hohe Berge verdeckten den Blick auf die Sonne. Das ist schon speziell für uns Mitteleuropäer. 

Mitternachtssonnen-Panorama


Morgen taucht die Sonne dann schon zu einem Teil ins Meer und in zwei Tagen verschwindet sie erstmals wieder komplett unter dem Horizont. Das heisst aber nicht, dass es jetzt sofort wieder dunkel wird in der Nacht. Die Dämmerungen bei Sonnenuntergang und Sonnenaufgang überschneiden sich noch eine Weile. Klar ist aber, je südlicher wir kommen und je länger der Sommer dauert, desto länger bleibt die Sonne unter dem Horizont. Und irgendwann wird es dann auch wieder für eine Zeit dunkel und die Nacht ist wieder eine Nacht.



Bei angenehmer Temperatur „z’mörgeled mir“ vor unserem Wohnwagen. Anschliessend machen wir uns auf den Weg, um uns über das Angebot der Walsafari zu informieren. Andenes ist bekannter Ausgangspunkt für Walsafaris in Norwegen. Die Fahrt zu den Revieren ist recht kurz, da nirgendwo sonst der Golfstrom so nahe vorbei fliesst. Zudem fällt hier ausnahmsweise der Meeresboden nur wenige Kilometer vor der Küste am Kontinentalrand steil ab und an den Hängen, wo kaltes Tiefen- und warmes Oberflächenwasser ineinander fliessen, gibt es genug Krill, die Nahrung der Wale.
Märe bucht für den nächsten Tag eine Walsafari während Ursi lieber auf festen Boden bleibt. (Märé hat sich für die Variante mit dem Schlauchboot entschieden und nicht für diejenige mit dem grossen Schiff. Laut Veranstalter ist man mit dem Schlauchboot auf der gleichen Ebene wie die Wale und das gibt bessere Fotos – mal schauen, ob das stimmt.)


Malerische Bucht nach steilem Aufstieg
Den Rest des Tages nutzen wir, um die Insel Andoya zu erkunden. Wir fahren der Ostküste entlang und machen eine kleine, aber zwischendurch steile Wanderung an eine einsame Bucht. 

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz besichtigen wir eine achteckige Kirche.









Landwirtschaft auf Andoya
Der nächste Tag beginnt mit dichtem Nebel. Das Meer vor uns ist kaum sichtbar. Die Walsafari macht so keinen Sinn und wir verschieben sie auf morgen. Kaum sind wir einige Hundert Meter ins Landesinnere gefahren, lichtet sich der Nebel und es ist herrlichstes Sommerwetter.









Unterwegs zum Gipfel
Wir nutzen den Tag und besichtigen den Rest der Insel. Zum Schluss besteigen wir einen Berg der zirka 450 Meter hoch ist und geniessen den herrlichen Ausblick über diese besondere Insel, die mit ihren Bergen, den weitläufigen Ebenen, den Moltebeermooren und Stränden eine eigenwillige, schöne Landschaft bildet. 



Gipfelaussicht über die Ebene bei Andenes











Der Nebel hält sich hartnäckig über dem Meer und dem Küstenstreifen,
was die Szenerie zusätzlich speziell macht.

Ein echtes "Nebelmeer"




Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Um 10:30 treffen wir im Walsafarizentrum ein. Nach einigen Informationen über die Wale und das weitere Vorgehen müssen die Teilnehmer eine Art Schutzkleidung inklusive Schwimmweste anziehen bevor man ins Zodiak (Schlauchboot mit festem Boden) steigt. Ursi ist immer noch froh, dass sie sich nicht auf dieses Abenteuer einlässt, das Verhältnis von Boot zu Wal ist doch ziemlich zu ungunsten der Menschen. 
Und da nützt wohl auch die Schutzkleidung nicht so viel (auch wenn man darin wie ein Pirelli-Männchen aussieht). Zudem möchten wir nicht Enayo als Vollwaisen hinterlassen…


Bericht von Märé: „Naja, ich versuche mir dazu nicht zu viele Gedanken zu machen und steige gespannt und frohen Mutes ein. Wir sitzen auf einer Bank, ähnlich wie auf dem Rücken eines Pferdes. Die Fahrt beginnt in flottem Tempo und geht hinaus aufs Meer. Es windet nicht allzu fest und die Wellen sind in Küstennähe überschaubar, weiter draussen dann schon etwas höher. Aber alles easy, die ganze Equipe quietscht vor Vergnügen, wenn wir über eine Welle fliegen oder in ein Tal fallen.
Gerade als ich denke, dass es nun langsam genug Wellen sind, entdecken wir die erste Fontäne eines Pottwales. Dies bedeutet, dass der Wal an der Oberfläche ist, ein paar Mal kräftig durchatmet und dann wieder abtaucht um zu jagen. Da der Pottwal relativ senkrecht abtaucht, ist dabei fast immer die Fluke (Schwanzflosse) zu sehen.

Und tatsächlich, der Gigant planscht noch etwas vor sich hin, um dann majestätisch abzutauchen. Was für ein Erlebnis!



Der Pottwal taucht nun etwa auf 1000 Meter Tiefe um seine Lieblingsspeise, die Riesenkalmare, zu jagen. Dies dauert in dieser Gegend etwa 25-35 Minuten. Nun heisst es warten, damit wir den Wal wieder auf- und bestenfalls dann auch wieder abtauchen sehen. Leider bekommt mir diese Warterei gar nicht gut, da das Zodiak nun doch ziemlich unkoordiniert schaukelt, und ich werde seekrank. Naja, auf den Bogen legen ist angesagt und als das nur bedingt hilft, halt über die Reling die Fische füttern… 
Kurz darauf taucht ein zweiter Wal auf (hat sich also gelohnt, die Fütterung). Wieder staunen wir und machen Fotos.
Wir kurven ein bisschen herum, um dann wieder zur Stelle der ersten Walsichtung zu fahren und tatsächlich taucht dieser wie bestellt wieder auf. So dürfen wir insgesamt fünf Mal einen der beiden Pottwale beobachten. Was für ein Glück wir haben!
Doch irgendwann ist genug und wir fahren zurück. Die schnelle Fahrt ist dann für mein Gleichgewichtssystem wieder besser verträglich und so kann ich es geniessen. Wieder an Land wanken wir alle noch etwas. Unvergessliche Stunden haben wir verbracht und ich glaube, dass alle im Herzen berührt sind von der Schönheit und Eleganz der Meeresriesen.“

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Wie so oft beschliessen wir spontan, die Inselhüpfer-Route weiterzuführen und am nächsten Tag nach Stö zu fahren auf der Insel Langoya.
Auch Stö liegt ganz am äussersten Ende der Insel. Der Campingplatz ist eher ein grosser Kehr- und Parkplatz mit zwei, drei kleinen Häuschen, in denen Toiletten, die Selbstversorgerküche und ein Restaurant untergebracht sind. Im Restaurant jedoch gibt es herrlich duftende selbstgebackene Kuchen und Zimtschnecken und sehr feine Menüs.



Nyksund, das ehemalige Fischerdorf
Auf einem Ausflug besuchen wir Myre und Nyksund, ein ehemaliges Fischerdorf, welches jahrelang verlassen war und nun wieder zu leben beginnt. Es sind wohl vor allem Künstler und Aussteiger, die die verlassenen Häuser wieder herrichten und mit Gästezimmern und gemütlichen Cafés versuchen, Touristen anzulocken. Das Ganze hat einen verwirrenden Charme, irgendwo zwischen Geisterdorf und Trendquartier schwankend.




Vormittags neblig...



... nachmittags im Sonnenschein


























Nur zu Fuss erreichbarer Strand in der Nähe von Stö

Bei einer gemütlichen Wanderung der Küste entlang können wir nochmals ausgiebig die Landschaft geniessen. Hinter uns steile Berge, vor uns kleine Inselchen und das weite Meer. Der Weg schlängelt sich durch Steine und weiche Moorlandschaften und plötzlich öffnet sich vor uns die Bucht mit einem wunderschönen, einsamen Sandstrand. 








Dies schliesst unseren Abstecher nach Langoya ab. Am nächsten Tag soll es zu den Lofoten gehen.


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