22. Teil
Nordjütland – viel Sand und viel Licht
eine der letzten Brücken in Schweden |
Wie beschlossen
fahren wir in zwei Etappen nach Göteborg, wo wir auf einer Fähre der Stena Line
einen Platz für die Überfahrt nach Dänemark buchen. Südnorwegen und
Südwestschweden wäre sicher auch schön gewesen, doch wir müssen uns ja noch
etwas für die nächste Skandinavienreise aufheben.
Skanskaskrapan, eines der moderneren Wahrzeichen |
Doch
schon bald werden die Häuser weniger und die Fähre sucht sich den Weg zwischen
den vielen kleinen Inselchen und Felsen.
Wehmütig
blicken wir zurück auf Schweden, auf Skandinavien. Ein grosser Teil unserer
Reise liegt hinter uns, der Abschied fällt uns schwer, da es im Moment so
endgültig wirkt. Doch wir sind reich an Erlebnissen und Erfahrungen, hatten
unzählige schöne Momente und Begegnungen, konnten zig einzigartige Augenblicke
geniessen und sind erfüllt von dem Erlebten.
Und
so ist die Überfahrt nach Frederikshafen zugleich ein Abschied als auch ein
Neuanfang. Dänemark ist anders, die Dänen sind anders – wir sind gespannt, was
uns erwartet.
Goodbye typisches Schweden |
Home sweet Home |
Spielplatz für uns... |
... und Enayo |
Wir sind nun in Jütland, dem Festland von Dänemark. Dieses ist die geografische Fortsetzung von Norddeutschland und ist platt wie eine Flunder. Uns fällt sofort die ausgedehnte Landwirtschaft auf, die vielen Wälder und die anmutigen, von hohem Gras oder Strandhafer bewachsenen Sandhügel. Der nördlichste Teil besteht eigentlich nur aus Sand und hätten die Dänen vor einigen Jahrzehnten nicht grosszügig Wald gepflanzt, wäre ein grosser Teil der Westküste vom Wind weggetragen und an die Ostküste verfrachtet worden.
Durch die Bepflanzung kann das Ganze einigermassen stabilisiert werden, trotzdem ist der Einfluss vom stetigen Westwind nicht zu übersehen.
Wir
können uns kaum satt sehen an den kilometerlangen Sandstränden, den Dünen mit
den im Wind wogenden Gräsern und den Wellen, die unermüdlich eintreffen.
Ausflug nach Skagen und Grenen
Der
nördlichste Zipfel Dänemarks ist eine nur wenige Kilometer schmale Landzunge.
Im Westen ist die Nordsee und im Osten die Ostsee. Die Sonne scheint von oben, das
Wasser rechts und links reflektiert zusätzliches Licht und so ist alles in ein
einzigartiges, blendend weisses Licht getaucht. Kein Wunder wird dieser Teil
von Dänemark auch Land des Lichts genannt.
ein Bein in der Nordsee, das andere in der Ostsee |
Am
Ende der Landzunge, in Grenen, treffen die beiden Meere aufeinander. Man glaubt
es kaum, aber dies ist wirklich sicht- und spürbar. Wir stehen mit einem Bein in
der Nordsee und mit dem anderen Bein in der Ostsee. Die gegensätzliche Strömung
ist nicht ungefährlich und zerrt an unseren Füssen. Wir finden es spannend und
amüsant, dass wir schon wieder an einem nördlichsten Punkt stehen.
Skagen
selber ist ein hübsches Hafenstädtchen. Die Häuser strahlen in einem warmen
Gelb und die Fussgängerzone lädt zum Verweilen ein. Wir lassen uns gerne darauf
ein und schlendern durch die Gassen. Natürlich darf ein echter dänischer Ristet
Hot Dog nicht fehlen.
Diese "Spezialität" gibt es in jeder belebteren Ortschaft und ist wirklich
empfehlenswert.
Ausflug zu Rabjerg Mile
Augenwimpern eines Riesen? |
Wanderung durch den Wald und an den Strand
Der Wald hinter dem Campingplatz ist wie angesprochen eigentlich eine Plantage. Die Dänen nennen ihn darum auch so. Nichts desto trotz wirkt er sehr natürlich und hat viele Facetten. Gegen das Meer hin ist er lichter und der Boden ist sandiger. Gegen das Landesinnere ist er zum Teil fast undurchdringbar, dunkel und geheimnisvoll. Im Wald wimmelt es von Tieren, Hasen hoppeln über den Weg, Rehe betrachten uns mit grossen Augen und Vögel fliegen herum. Auch Pilze hat es jede Menge hier, ein wahres Eldorado für Sammler.
Der Wald ist durchzogen von kleineren und grösseren Wegen, doch leider sind fast keine Wanderwege ausgeschildert und so ist die Orientierung ziemlich schwierig. An einem zu Beginn eher trüben Nachmittag machen wir uns auf, den Wald zu erforschen. Immer tiefer dringen wir ein in das Netz aus Wegen und Strässchen. Zum Glück scheint die Sonne ab und zu zwischen den Wolken durch, so wissen wir wenigsten, in welche Richtung wir marschieren.
Nach mehreren Kilometern eröffnet sich vor uns eine grosse Lichtung mit diversen Feuerstellen und mehreren Unterständen. Und in diesem Moment scheint die Abendsonne durch ein Wolkenloch und zaubert ein Fest der Farben, das sich wohl nicht mal ein Maler ausdenken kann.
Da wir weder hier übernachten noch bräteln wollen, gehen wir weiter und gelangen zu einem wunderschönen Haus mit Strohdach. Eine komische Konstruktion auf dem Dach hinterlässt bei uns nur Fragezeichen. Später finden wir heraus, dass auf dieser früher ein Windrad stand, mit dem im Innern etwas angetrieben werden konnte.
Doch
weiter geht die Wanderung nun durch die Dünen und Richtung Meer. Endlich finden
wir einen Weg, auf dem wir auch wirklich bis ans Wasser kommen. Der Strand ist,
wie überall hier, sehr breit und flach. Dahinter sind die bepflanzten Dünen und zwischendurch sind auch die angepflanzten Wälder auszumachen. Wir könnten hier stundenlang und kilometerlang spazieren, genau genommen bis nach Grenen und dort auf der Ostseeseite wahrscheinlich auch wieder kilometerlang südwärts. Soweit wollen wir aber nicht, und so wandern wir gemütlich zurück zu unserem Campingplatz.
An
vielen Orten in Dänemark kann man auch mit dem Auto auf den Strand fahren. Das
haben wir natürlich auch gemacht, und es ist ein cooles Gefühl, mit dem Jeep
über den Strand zu fahren.
Natürlich muss man aufpassen, denn es hat auch hier
Stellen mit viel lockerem Sand und wiederum solche mit weichem, nassem Sand.
Beide sollten nicht unbedingt befahren werden!
nirgendwo sind die "Strassen" so breit wie hier am Strand |
Auch
über die zweite grosse Düne in Dänemark möchten wir stapfen. Rubjerg Knude ist
etwas anders als Rabjerg Mile. Ab 1910 blies der Wind unaufhörlich Sand über
die Steilküste hoch und lagerte zwischen Meer und dem Leuchtturm ab. Mit allen
Mitteln wurde versucht, den Sand an Ort und Stelle zu belassen und die
Sandwanderungen zu verhindern. Doch das Ergebnis war, dass sich der Sand oben an
der Küste aufgetürmt hat und bis zu 90 Meter hoch wurde. Es bildeten sich weitere sandige Steilküsten mit zum Teil bizarren Formen.
Der Leuchtturm war
bald vom Meer aus nicht mehr sichtbar und wurde schliesslich aufgegeben. Und seit
den 90ern darf Knude nun endlich frei wandern. Underdessen hat Knude den
Leuchtturm passiert, die danebenstehenden Häuser wurden vom Sand komplett
zerstört, es liegen nur noch viele Backsteine herum.
Die Wanderdüne flacht sich nun langsam gegen das Landesinnere hin ab und auf der Meeresseite wird regelmässig ein Teil der Küste durch das Meer zerstört.
In einigen Jahren wird der Leuchtturm wohl im Meer versinken…
Gewaltige Steilküsten aus Sand sind den Wellen ausgesetzt |
Die Düne ist bereits am Leuchtturm vorbeigezogen, die dazugehörigen Häuser sind total zerstört |
Die dem Landesinnern zugewandte Seite der Düne flacht langsam ab und wandert unaufhaltsam weiter |
vielleicht kann ich ja ein bisschen schubsen |
Die Wanderdüne flacht sich nun langsam gegen das Landesinnere hin ab und auf der Meeresseite wird regelmässig ein Teil der Küste durch das Meer zerstört.
In einigen Jahren wird der Leuchtturm wohl im Meer versinken…
Und
natürlich können wir an der Westküste die Sonne ins Meer untergehen sehen, was
uns viele romantische Minuten und Bilder beschert. Für alle, die Kitsch genauso lieben, wie wir...
praktisch zeitgleich mit dem Sonnenuntergang geht auf der anderen Seite der Vollmond auf. Was für ein Timing! |
Wohin dieser Wegweiser führt möchten wir nicht so genau wissen... |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen